Für Wanderfreunde

 

Tagebuchnotizen

Sonntag, der 13. August 2006
8:45 h Abfahrt von unserer Wohnung in Pankow. Es regnete, wir mussten den Regenumhang überwerfen. Wir fuhren mit dem Fahrrad zur Bornholmer Strasse und dann mit der S-Bahn nach Oranienburg.
10:00 h mit übergezogenem Regencape und leichtem Regen starten wir die Tour. Beginnt so ein Urlaub, auf den man sich so lange gefreut hat? Nach wenigen Minuten befinden wir uns auf dem asphaltierten Radweg, der parallel zum Oder-Havel-Kanal verläuft. Ich atme die Luft tief ein und genieße den würzigen Duft der Kiefernwälder. In Friedrichsthal setzen wir mit der kleinen Fähre über zur anderen Kanalseite. Auf gut ausgebauter Fahrradstraße geht es weiter über Bernöwe bis zur Straße L21. Ab Brücke über den Oder-Havel-Kanal führt ein nagelneuer Radweg parallel zur L21 bis nach Liebenwalde.
11:30 h Ankunft in Liebenwalde. Rast im Cornerhaus. Ein kleiner Imbiss tut uns gut. Es nieselt immer noch.
15:00 h Ankunft im Ziegeleipark Mildenberg. Ein Meister, der früher hier gearbeitet hatte, führte uns durch die Ziegelei und erklärte den technologischen Ablauf. Anfang Mai eines jeden Jahres findet auf dem Gelände des Ziegeleiparks ein Dampfmaschinenfest statt. Das soll ein großes Gaudi sein. Wegen des andauernden Regens entschlossen wir uns, nicht zu zelten, sondern eine Pension oder ein Hotel zu suchen. Das Hotel in Burgwall ließen wir aus, trotz des Regens wollten wir noch ein paar Kilometer fahren. Über Zabelsdorf und Wentow kamen wir gegen 17:30 h bei strömendem Regen in Dannenwalde an. Nach mehrmaligem Fragen fanden wir zur Herberge der Naturfreundejugend, ein bescheidenes unverputztes Gebäude, das ehemaligen Schloß Dannenwalde. Wie uns die Herbergsmutter (oder Schlossfrau?) erklärte, wurde das Schloß zu DDR-Zeíten als Schule genutzt. Jetzt soll es als Herberge hergerichtet werden. Nach dem Duschen zogen wir trockene Sachen an und waren mit dem heutigen Tag wieder sehr zufrieden. In einer Gemeinschaftsküche konnten wir Abendbrot essen. Genügend Verpflegung hatten wir im Gepäck, Gisela hatte letzten Freitag Geburtstag und von der Feier war viel übrig geblieben. Es gab noch einen weiteren Gast im Haus, ein wortkarger Däne, der mit dem Flugzeug nach Berlin geflogen war und nun mit dem Fahrrad so wie wir nach Kopenhagen radeln wollte.
20:30 h Es gibt keinen Wein, kein Bier, nur viel Pfefferminztee. Wir schlüpften in unsere Schlafsäcke und schliefen schnell ein.

Adresse/Preis:
"Bett&Bike", Naturfreundehaus Schloß Dannenwalde, Blumenower Str. 4, 16775 Dannenwalde. Anmeldung über Tel: 033085/70185 oder Frau Sabine Winkelmann, Blumenower Str. 8. Doppelbettzimmer ohne Bettwäsche ohne Frühstück: 24,00 Euro (mit Bettwäsche: 30,00 Euro)

 

Montag, der 14. August 2006
8:30 h Abfahrt. Gisela war bereits um 6:00 h aufgestanden und hatte in der Gemeinschaftsküche ein üppiges Frühstück mit Käse, Wurst, Konfitüre und Obst vorbereitet. Für alle Gäste steht eine vollständige Küchenausrüstung kostenlos zur Verfügung. Gut gesättigt stiegen wir auf die Räder. Der Regen hatte sich verzogen. Auf einem asphaltierten Radweg durch gesunde Mischwälder fuhren wir voller Erwartung weiter in Richtung Norden. Am Ortseingangsschild von Himmelpfort siegte doch unsere Neugier. Von dem Ort, wo der Weihnachtsmann zu Hause ist, hatten wir schon oft gehört. Hinter dem Haus des Gastes steht ein winziges Häuschen mit weit geöffneter Tür. Hier wohnt der Weihnachtsmann, hier stehen sein Bett, sein Schreibtisch und die ganze Wohnungseinrichtung des alten Junggesellen mit dem Rauschebart. Eine Frau sagte uns, dass in der Postfiliale die Weihnachtsengel jährlich 50 000 Briefe in 7 Sprachen beantworten. Das ist schon beeindruckend.
12:30 h Mittagessen in Strasen im Hotel Zum Löwen, direkt am Kanal zwischen Ellbogensee und Großer Pälitzsee. Meine Forelle schmeckte vorzüglich.
Nach Strasen haben wir die Straße K 12 nach links verlassen und sind entspr. Radwanderkarte bis zur Straße L 251 gefahren. Dieser Wegabschnitt ist der schlechteste der gesamten Route Berlin-Kopenhagen. Der aufgebrochene und von quer verlaufenden Wurzeln durchzogene Untergrund ist für ein vollbeladenes Fahrrad mit seinen schmalen Reifen eine Zumutung. Empfohlen wird die Benutzung der gut asphaltierten Straße (ca. 4 km) bis zum Abzweig Neu Canow. Wegen dieser schlechten Erfahrung haben wir vorsichtshalber ab Seewalde die Straße K 6 über Drosedow nach Wesenberg benutzt. Hier gab es kaum Autoverkehr. In Wesenberg Kaffee getrunken. Danach weitergefahren entspr. Radwanderkarte. In Groß Quassow das berühmte Storchennest auf dem Dach einer Scheune samt Storch fotografiert. Die Fam Maaß führt hier seit 1938 eine Ahnentafel über Ankunft der Störche und ihre Bruterfolge.
18:00 h Ankunft in Neustrelitz. Übernachtung im Öko-Hotel, das zu einer ehemaligen Kachelofenfabrik gehört und sich etwas abseits der Fernverkehrsstraße befindet. In unserem Zimmer nehmen wir das Abendbrot ein und trinken dann im Restaurant der alten historischen Fabrik noch einen Schoppen Trollinger. Gisela fragt: Was ist der Unterschied zwischen einer Kachel und einer Fliese? Ich muss mich damit mal beschäftigen.

Adresse/Preis
öko-hotel, Alte Kachelofenfabrik, Sandberg 3a, 17235 Neustrelitz. Tel.: 03981 203145, Doppelbettzimmer mit Frühstück: 62,00 Euro.

 

Dienstag, der 15. August 2006
8:00 h Frühstück im Restaurant. Unser Gepäck hatten wir schon gepackt. Die Fahrräder samt Gepäck stellten wir vor die Eingangstür des Restaurants. Rechnung im Büro bezahlt.
9:00 h Start bei leichtem Nieselregen. Gestern hatte ich mich an den Knien verletzt. An einer Kreuzung in Neustrelitz musste ich vor dem überqueren der Strasse wegen eines Autos vor dem Losfahren noch mal stoppen. Gerade an dieser Stelle fand mein linker Fuß keinen Halt und aus dem Stand legte ich mich samt Fahrrad auf die Strasse. Es gab leichte Schürfwunden an beiden Knien. Für die Nacht hatte mir Gisela eine sterile Kompresse über das linke Knie gebunden. Heute früh habe ich sie vorsichtig entfernt. Im Laufe des Tages soll die Wunde austrocknen.
Von Neustrelitz aus fuhren wir wieder am Slawendorf vorbei nach Groß Quassow. Vor den Schienen des Haltepunktes Groß Quassow führt der Radwanderweg nach rechts in Richtung Zwenzow und dann weiter durch den Müritz-Nationalpark. In Granzin besuchen wir eine Töpferwerkstatt und kaufen als Souvenir eine kleine originelle Keramikmaus. Im Gasthof direkt am Wanderweg Mittag gegessen. Wir hatten schon bezahlt und wollten eben zu den Fahrrädern gehen, da brach ein schönes Gewitter los. Nach einer Tasse Kaffee, die wir uns genehmigten, verzog es sich und bei leichtem Regen stiegen wir wieder auf die Räder. In Ankershagen musste unbedingt das Heinrich-Schliemann-Museum besucht werden. Das Lebenswerk dieses Mannes ist beeindruckend. Er sprach 20 Sprachen. Man möchte sich fast in eine Ecke verkriechen.
17:30 h Ankunft in Federow. In den letzten Stunden fuhren wir ständig gegen den Wind. Unser Tagesziel hieß Waren, aber hier in Federow, 100 Meter vom Radweg entfernt, stand ein schönes Hotel, das uns freundlich anlachte. Nach meinem Bordcomputer hatten wir heute schon 60 km zurückgelegt, schnell entschieden wir uns, hier den Anker auszuwerfen.

Adresse/Preis:
Gutshaus Federow, Am Park 1, 17192 Federow. Tel.: 03991 674980, Zweibettzimmer mit Frühstück: 75,00 Euro

 

Mittwoch, der 16. August 2006
8:00 h Frühstück im Hotel. Gutes und reichliches Angebot. Vor dem Frühstück hatten wir schon die Sachen gepackt und auf den Fahrrädern verstaut. Unser Zimmer befand sich im Erdgeschoß und ganz bequem konnten wir die Gepäckstücke durch das Fenster reichen.
9:00 h Abfahrt bei sonnigem Wetter. In Waren suchen wir eine am Weg befindliche Fahrradwerkstatt auf, weil Gisela Probleme mit dem Tretlager hatte. Der Fachmann stellte den Seilzug der Gangschaltung etwas straffer und konnte aber ansonsten keine Probleme feststellen. Weil sich auch die Pedalen schwer drehten, ließen wir sie gegen neue auswechseln. In Waren den schönen Hafen bewundert und Fischbrötchen auf einer Parkbank gegessen. Über Jabel fahren wir nach Loppin. Unmittelbar vor dem Ortseingang befindet sich direkt neben dem Wanderweg ein Jugendwaldheim. Neben dem Eingang hat man aus abgesägten Baumstämmen einen kleinen Rastplatz eingerichtet. Hier legten wir eine Rast ein und von der mitgeführten Verpflegung bereitete Gisela ein schmackhaftes Mittagsbrot. Der Weg führt weiter mitten durch hohen Kieferwald. Vor Linstow in Bornkrug steht das Gebäude einer alten Poststation, die aber heute ein Restaurant beherbergt. Hier Kaffee getrunken und Apfelkuchen gegessen. Wir erreichen den Krakower See, umfahren ihn am nördlichen Ufer und erreichen unser heutiges Etappenziel, den Zeltplatz am Krakower See. Zum ersten Mal auf dieser Reise wollten wir im Zelt übernachten. Trotz der ungewohnten Handgriffe war das Zelt schnell aufgebaut. Vor dem Zelt Abendbrot gegessen.

Adresse/Preis:
Campingplatz am Krakower See, Am Windfang 1, 18292 Krakow am See. Tel.: 038457 50774, Übernachtung für 2 Pers., 1 Zelt, 2 Duschmarken: 14,00 Euro.

 

Donnerstag, der 17. August 2006
9:00 h Abfahrt. In der Nacht hatte es geregnet, aber heute morgen lachte die Sonne und einige Wolken trudelten über den blauen Himmel. Wir hatten in aller Ruhe und gut gefrühstückt. Das Zelt musste vor dem Einpacken trocken gewischt werden.
Vor Güstrow, wenige Meter vom Inselsee und vom Radweg entfernt, die Ernst-Barlach Gedächtnisstätte besucht. Danach in Güstrow den Dom besucht. Hier befindet sich die vor Kriegen mahnende Barlach-Plastik "Der Schwebende".
Mittag gegessen in den Barlach-Stuben. Gestärkt steigen wir wieder auf die Räder. Im Ort Bülower Burg bemerke ich beim Blick auf die Karte einen Fehler. Ca. 4 km sind wir in die falsche Richtung gefahren. Wir wenden die Räder, fahren zurück und finden in Güstrow wieder die markierte Radroute. Am Ufer des Bützow-Güstrow-Kanals geht?s weiter nach Bützow. Im Ort kaufen wir Lebensmittel ein und fahren dann zum Zeltplatz am Ufer des Bützower Sees. Es ist ein kleiner, aber gut geführter Zeltplatz. Was der Campingfreund braucht ist in guter Qualität vorhanden: Sanitär, Küchenbenutzung, Lebensmittelverkauf. Abends wurde sogar ein Lagerfeuer angezündet.

Adresse/Preis:
Wasserwanderrastplatz am Bützower See, 18246 Bützow, Betreiber: Uwe Westphal. Tel.: 0173 7542810. Übernachtung für 2 Pers., 1 Zelt, 2 Duschmarken: 10,00 Euro

 

Freitag, der 18. August 2006
Die Nacht war sternenklar. Wegen der Wassernähe war das Außenzelt am Morgen innen und außen nass. Das Innenzelt war trocken geblieben. Außen haben wir die Feuchtigkeit, soweit es ging, mit dem Lappen angewischt. Trotzdem, das Zelt musste ziemlich feucht verpackt werden. Gut gefrühstückt. Heute abend werden wir in Rostock ankommen. Mit dem Handy rief ich bei der Tourist-Information in Rostock an, die uns nach wenigen Minuten die Adresse eines Privatquartiers in Rostock-Süd mitteilte.
9:00 h Abfahrt vom Zeltplatz Bützow. Bei schönem Wetter kamen wir gut vorwärts. In Huckstorf auf dem Sportplatz hatten wir im Vorbeifahren eine Bank entdeckt und gleich für unser Mittagsmahl ausgewählt. Bei dieser Gelegenheit habe ich das Innen vom Außenzelt getrennt und beide in der Sonne zum Trocknen ausgelegt.
14:00 h Ankunft in Biestow, einem südlichen Ortsteil von Rostock. Wir fanden ohne langes Suchen unsere Quartiereltern, machten uns landfein und fuhren mit den Rädern in das Rostocker Zentrum. Wir mussten mehrmals fragen, bis wir die Doberaner Straße gefunden hatten. Hier sollte eine gute Fahrradwerkstatt sein. Den Tipp hatten uns die Quartiereltern gegeben. Es ging wieder um Giselas Tretlager. Er zog rechts und links die Konusmuttern fest und das war?s dann auch. Für das Auswechseln des Tretlagers hätten wir bis Montag warten müssen. Ich war skeptisch, daß das Problem damit behoben sein sollte.
Am Doberaner Platzsetzten wir uns ins Cafe Lotti, tranken Kaffee und aßen dazu einen schmackhaften Kuchen. Gisela rief unsere Rostocker Verwandtschaft, Bärbel und Bernd, an und vereinbarte gleich einen Treff hier im Cafe. Nach wenigen Minuten trafen sie ein und nun gab es erstmal eine Menge zu erzählen. Dann gingen wir zusammen noch ein paar Lebensmittel einkaufen, stellten unsere Fahrräder ab und fuhren mit dem Auto zum Abendbrotessen in das Restaurant Klock 8. Zwischendurch ging ein mittelprächtiges Gewitter nieder, verzog sich aber im Laufe des Abends. Durch die Fenster des Restaurants sahen wir die Zuschauer vorbeiströmen, die vom Spiel Hansa Rostock gegen Aue kamen. Gegen 22:00 h wurden wir zurück zu unseren Fahrrädern gefahren. Mit guten Hinweisen versehen, wie wir am besten unser Quartier erreichen, fuhren wir im Dunkeln auf unbekannter Route zurück und fanden erstaunlicherweise auch gleich das Wohnhaus in Biestow.

Adresse/Preis:
Familie Pieplow, Am Kringelgraben 53, 18059 Rostock (Südstadt, Biestow). Tel.: 0381 4000283. Übernachtung für 2 Pers. ohne Frühstück: 35,00 Euro.

 

Sonnabend, der 19. August 2006
Gestern abend hatte ich in meinen Unterlagen noch die Abfahrtszeiten der Fähre Rostock - Gedser gefunden. Sie fährt um 6:00 h und dann ab 9:00 h alle 2 Stunden. Die Fähre um 11:00 h wollten wir nehmen.Wir frühstückten in aller Ruhe, packten die Sachen und trugen sie vor das Haus. Die Räder holten wir aus dem kleinen Garten hinter dem Haus, stellten sie vor das Haus ab und luden die Gepäckstücke auf. Frau und Herr Pieplow schauten uns zu und zeigten bei dieser Gelegenheit ihren Liebling, einen bunten Papagei. Wir verabschiedeten uns und wollten gerade die Räder besteigen, da rief Gisela, ich habe eine Panne am Vorderrad. Ich verkniff mir einen Fluch. Gestern Abend waren wir auf dem unbeleuchteten Heimweg durch Glasscherben gefahren. Wahrscheinlich ist das die Quittung dafür. Es half nichts, der Schlauch musste ausgetauscht werden. Einen Ersatzschlauch hatte ich im Gepäck, der defekte Schlauch wurde erstmal eingepackt. Zum Schluss war ich noch froh, dass ich mir im Haus noch die Hände waschen konnte. Mit guten Wünschen für die Weiterfahrt wurden wir schließlich verabschiedet. Wir fuhren zunächst in Richtung Rostocker Zentrum und hielten uns dann an die Wegmarkierung Gedser oder Fähre.
10:30 h Ankunft im Fährhafen. Karten für die Überfahrt gekauft (2x 13,00 Euro einschl. Fahrräder). An einer langen Autoschlange vorbei fuhren wir ganz nach vorn, wo auch die anderen Radfahrer standen. Gegen 10:45 h legte die Fähre an und spuckte eine schier endlose Kette von Autobussen, Campingautos und Personenwagen aus. Aber erstaunlicherweise ging alles recht zügig vonstatten, so dass wir nach wenigen Minuten an Bord fahren und die Räder samt Gepäck im Laderaum an die Bordwand anschließen konnten. Über eine Seitentür ging es nach oben in die verschiedenen Etagen. Wir stiegen zuerst auf das Oberdeck, um die Hafenausfahrt zu beobachten. Pünktlich um 11:00 h legte die Fähre ab. Die Sonne schien, ein leichter Wind wehte über das Deck und überall herrschte gute Laune. Als Mittagessen holten wir uns Baguettes.
12:45 h Ankunft in Gedser. Das Zeichen Radweg Berlin-Kopenhagen gibt es hier nicht mehr. Ab jetzt fahren wir auf der Route Nr. 9 bis nach Kopenhagen, zunächst aber auf einem breiten asphaltierten Radweg bis Nykobing.

Adresse/Preis:
Falster City Camping, Oestre Allee 112, DK-4800 Nykoebing Falster. Tel.: 0045 54854545. Übernachtung für 2 Pers., 1 Zelt, 2 Campingpassmarken: 150 DKK ( 20,13 Euro). (Landesvorwahl für Dänemark: 0045, Kurs: 1 Euro = 7,45 DKK).

 

Sonntag, der 20. August 2006
Bis in die Morgenstunden hörten wir laute Diskomusik und die Lautsprecherstimmen von einer Hallenveranstaltung irgendwo in der Nähe des Zeltplatzes. Schon gestern Nachmittag tönte die Geräuschkulisse eines Sportplatzes unüberhörbar herüber. Eventuell ist hier sonnabends oder am Wochenende stets mit Lärm zu rechnen. Ich konnte in dieser Nacht kaum schlafen.
Beim Aufstehen zogen dunkle Wolken auf, es wird bald ungemütlich. Kaum hatten wir in aller Eile das Zelt abgebaut, alles zusammengepackt und auf den Fahrrädern verstaut, da fing es schon an zu regnen. Wir stellten die Räder unter einen Dachvorsprung des Sanitärtraktes und frühstückten gut und in aller Ruhe unter einem überdachten Essplatz.
9:00 h Start mit Regencape. Vom Eingang des Zeltplatzes aus fuhren wir gleich links die Straße hoch und stießen nach wenigen Minuten auf unsere Route Nr. 9. Die Route führt geradewegs ostwärts in Richtung Ostseestrand. Als der Weg nach Norden abknickte, hielten wir erstmal an, stiegen von den Rädern und gingen durch den feinen Sand bis zum Wasser. Es war heller geworden, die Regenwolken hatten sich verzogen und man spürte sehr deutlich den Geruch von Wasser und Strand in der Nase. Mir kam es so vor, als wäre ich jetzt erst in Dänemark angekommen.
In unmittelbarer Nähe des Strandes führt der Weg jetzt in nördlicher Richtung. Im kleinen Nest Hesnaes mit seinen Fischerkaten legten wir eine kleine Rast ein.
12:30 h Ankunft in Stubbekoebing, unserem heutigen Etappenziel. Gleich hinter dem Ort befindet sich der Zeltplatz. Schnell war das Zelt aufgebaut. Wir hatten viel Zeit für eine Ortsbesichtigung und einen Hafenrundgang. Im Hotel Elverkroen Abendbrot gegessen.

Adresse/Preis:
Stubbekoebing Camping, Gl.Landevej 4, DK-4850 Stubbekoebing. Tel.: 0045 54441057, Übernachtung für 2 Pers., 1 Zelt: 125 DKK ( 16,78 Euro).
Internet: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

 

Montag, der 21. August 2006
Nach dem Aufstehen schaute ich zuerst zum Himmel. Irgendwie war die Bewölkung nicht vertrauenswürdig. Schnell verstaute ich die Sachen in den Fahrradtaschen. In der Nacht hatte es wieder geregnet, deshalb wischte ich mit einem Lappen das Zelt so gut es ging trocken. Gisela sagte, geh doch erstmal waschen, in der Zwischenzeit ist das Zelt trocken. Als ich zurückkam, regnete es. Im Waschraum hatte ich es nicht bemerkt. Die Gepäckstücke hatte Gisela unter eine große Buche gestellt, wo es noch trocken war. Ich hing das Innenzelt aus und legte es zusammen. Das Außenzelt haben wir einfach ausgeschüttelt und dann verpackt. Gefrühstückt haben wir dann im Fernsehraum des Campingplatzes, um diese Zeit waren wir hier allein.
9:30 h Abfahrt zum Hafen.
10:00 h Abfahrt mit der Fähre zur Insel Bogoe. Nach 12 Minuten hatten wir wieder festen Boden unter den Füßen und fuhren auf einem Deich gleich weiter zur nächsten Insel, der Insel Moen. Sie soll eine der populärsten Inseln Dänemarks sein. Wir folgten der Markierung Nr. 9, auf die wir uns bisher verlassen konnten. Aber hier vor und nach Store Damme war es wie verhext. Markierung verloren, zurückgefahren, Weg erfragt, dann wurde uns eine Abkürzung empfohlen, danach gab es keine Wegweiser mehr. Die Radtourenkarte hat leider nur eine Auflösung von 1:75000, die mitgeführte dänische Karte 1:100000. Ein Maßstab 1:50000 oder besser wäre hilfreich gewesen. Nach ein bis zwei Stunden hatten wir die Route wieder. Ein Pärchen, das auch in diese Richtung fuhr, beklagte sich ebenfalls über schlechte Orientierung. In Stege, dem nächsten größeren Ort, setzten wir uns in einen kleinen ringsum verglasten Imbisskiosk und genehmigten uns ein schmackhaftes Mittagessen. Hier trafen wir unser Pärchen wieder, das auch aus Berlin kam. Für die Rückreise von Kopenhagen nach Berlin hatten sie einen Flug gebucht für 280 Euro, für 2 Personen einschl. Fahrräder. Wir zahlten bei der DB 246 Euro für 2 Personen mit den Fahrrädern, fahren aber über 9 Stunden und müssen 3 Mal umsteigen. So verrückt ist diese Welt. Wir sagten, dass wir jetzt zu den berühmten Moens Klint fahren wollten, den 100 m hohen Kreidefelsen auf dieser Insel. Sie waren sich unschlüssig, sagten, anders als auf Rügen werden die wohl auch nicht aussehen. Diese Rede machte mich nachdenklich. Als wir auf die Räder stiegen, fing es wieder an zu regnen. Ich sagte zu Gisela, eigentlich haben die beiden Recht. Das Wetter ist sehr ungemütlich, in Moens Klint ist kein Zeltplatz, also die Übernachtung unsicher. Wenn wir hier in Stege zelten sparen wir uns vielleicht eine Menge Unannehmlichkeiten und außerdem bleiben wir im Zeitplan. Sie stimmte zu und so fuhren wir zum nahegelegenen Zeltplatz. Wegen des Regens bauten wir in aller Eile zuerst das Außenzelt auf, stellten unser Gepäck hinein und hingen dann das Innenzelt ein. Als wir zum Stadtbummel aufbrachen schien die Sonne wieder. Stege ist die Hauptstadt der Insel Moen und hat viele alte historische Häuser. Auf dem Zeltplatz, in einem großen Gemeinschaftszelt, Abendbrot gegessen. Als wir schon in den Schlafsäcken lagen, fing es wieder an zu regnen.

Adresse/Preis:
Stege Camping, Falckvej 5, DK-4780 Stege. Tel.: 0045 55818404. Übernachtung für 2 Pers., 1 Zelt: 100 DKK ( 13,42 Euro).

 

Dienstag, der 22. August 2006
6:30 h Aufstehen. Wegen des unbeständigen Wetters haben wir uns vorgenommen: Nach dem Aufstehen sofort Sachen packen, Innenzelt aushängen, Zelt abbauen und zusammenlegen. Gepäck auf die Räder. Danach Morgentoilette und Frühstück. So geschah es dann auch. Im Gemeinschaftszelt konnten wir dann in Ruhe frühstücken. Nachts hatte es wieder geregnet, aber jetzt zogen Schäfchenwolken über den Himmel. Das stimmte optimistisch.
9:00 h Abfahrt in nördlicher Richtung exakt entsprechend Markierung Route Nr. 9. Im Hafen von Praesto essen wir zu Mittag.
16:00 h Ankunft in Fakse Ladeplads, unserem heutigen Etappenziel. Sehr gut geführter Campingplatz. Neben einer Birke und einem Holztisch mit 2 Bänken stellen wir das Zelt auf. Im Supermarkt des Ortes Lebensmittel eingekauft und Spritztour an den Strand der Fakse Bucht unternommen.

Adresse/Preis:
Faxe Ladeplads Camping, Hovedgaden 87, DK-4654 Fakse Ladeplads. Tel.: 0045 56716520. Übernachtung für 2 Pers., 1 Zelt, 2 Duschmarken: 140 DKK ( 18,79 Euro). 

 

 

Mittwoch, der 23. August 2006
Wie gestern vereinbart, haben wir gleich nach dem Aufstehen unsere Sachen und das Zelt zusammengepackt und auf den Fahrrädern verstaut. Dabei stellten wir fest, Giselas Vorderrad hat wieder einen Platten.
Im beheizten Fernsehraum haben wir erstmal ordentlich gefrühstückt. Ein bärtiger Mitarbeiter des Campingplatzes brühte uns sogar zwei Tassen Kaffee, als kostenlosen Service. Nach dem Frühstück habe ich den defekten Schlauch gegen einen anderen schon geflickten Schlauch ausgetauscht. Glücklicherweise stand neben dem Fallrohr der Dachrinne ein voll gefülltes Wasserfass. Den defekten Schlauch pumpte ich auf, hielt immer wieder ein Stück des Schlauches unter Wasser. Als ich das Loch gefunden hatte, flickte ich den Schlauch gleich für die nächste Panne. 9:45 h Abfahrt und Weiterfahrt auf der Route Nr. 9. Wir fuhren heute ständig gegen den Wind. In Hoejerup die alte Kirche am Steilufer besichtigt, deren Chor vor 80 Jahren schon von den Fluten der Ostsee weggespült wurde. Hier sind auch schöne Kreidefelsen zu bewundern. Die historische Fischerkate besucht und dann im Restaurant Mittag gegessen. Als wir den Ort Bredeloekke erreicht hatten, haben wir die Route verlassen und sind in Richtung Gjorslev Boegeskov gefahren. Laut Wanderführer sollen sich hier 55 Hügelgräber befinden. Neben einem Restaurant standen mehrere Reisebusse. Ich fragte im Restaurant nach den Hügelgräbern. Es gab keine Karte oder Lageplan nur den lapidaren Hinweis, die Hügelgräber liegen von hier aus in 700 bis 800 Metern im Wald. Wir fuhren also diese Strecke in den Wald, am Bordcomputer konnte ich ja die Entfernung ablesen, und sahen nichts, was nur im Entferntesten an Hügelgräber hindeutete. Ich fragte einen entgegenkommenden Radfahrer, der zufällig etwas deutsch sprach. Er fuhr ein Stück mit uns und zeigte dann auf eine kleine Erhebung im Wald, die ein Hügelgrab darstellen sollte. Nichts deutete auf irgendeine Besonderheit gegenüber dem übrigen Wald hin, auch keine Kennzeichnung, keine Absperrung, kein Hinweisschild. Wir schauten uns verdutzt an, wegen dieser Null-Sehenswürdigkeit fahren wir 8 km Umweg. Ich sagte, das war ein Schuss in den Ofen. Aber wir trinken jetzt eine schöne Tasse Kaffee, dann ist die Welt wieder in Ordnung. Die letzten Gäste verließen gerade das Restaurant und stiegen in die Busse. Wir suchten uns einen Platz aus, da kam der Wirt auf uns zu und sagte, das Lokal ist jetzt geschlossen. Um 16:00 h, das war unhöflich und dreist.
Wir fuhren zurück bis Bredeloekke und setzten auf dem Weg Nr. 9 unsere Radtour fort. In Stroeby ist im Radtourenbuch ein Zeltplatz verzeichnet, aber Hinweisschilder sucht man vergebens. Eine Frau zeigte auf eine Straße, die nach Stroeby Ladeplads führt. Nach ca. eineinhalb Kilometern fanden wir den Campingplatz. Sehr groß, gut gepflegt und mit modernster Ausstattung. Für die Nutzung der elektr. Kochplatte, von warmen Wasser zum Geschirrspülen und Duschen und der Schranke am Eingang werden Chipkarten verwendet. In kurzer Entfernung von einem nagelneuen Sanitärtrakt stellten wir das Zelt auf.

Adresse/Preis:
Stevns Camping, Strandvejen 29, DK-4671 Stroeby. Tel.: 0045 56577003. Übernachtung für 2 Pers., 1 Zelt, einschl. Kochplatten- und Duschbenutzung: 132 DKK

(17,72Euro).  

 

Donnerstag, der 24. August 2006
In der Nacht hatte es zum ersten Mal nicht geregnet. Früh wurden wir von einem strahlend blauen Himmel begrüßt. Im Laufe des Tages zogen dann doch wieder Wolken auf, aber es blieb trocken.
6:30 h Aufstehen. Wegen des so schönen Wetters haben wir ausnahmsweise das Zelt nicht als erstes eingepackt. An einem großen Holztisch, der wenige Meter vom Zelt entfernt stand, frühstückten wir komfortabel in der Morgensonne. Gisela hatte ein weißes Tuch ausgebreitet und alle unsere Schätze ausgebreitet. Frische Schrippen, Wurst, Käse, Butter, Honig, Marmelade, Äpfel. Der heiße Kaffee dampfte in den Tassen. Wir schlemmten wie die Fürsten. Das Zelt hatte ich kurz zum Trocknen ausgebreitet, aber es musste dann doch feucht verpackt werden. Mit der Fingernagelfeile entfernte ich eine Scharte an der Alufelge des Hinterrades, irgendein Stein hatte sich eingedrückt und eine kleine Wulst aufgeworfen, die beim Bremsen störte.
10:00 h Abfahrt. Die Chipkarte wurde an der Rezeption abgegeben, 15 DKK hatten wir nicht verbraucht und erhielten sie zurück. Vom Campingplatz aus fuhren wir die Strasse weiter abwärts in Richtung Strand. Hier war alles so einladend, dass wir anhielten, die Räder abstellten und uns ein erfrischendes Bad in der Ostsee genehmigten. Hier am Strand befanden wir uns nicht mehr auf der Fahrradroute, aber nach wenigen Kilometern Fahrt auf der Strandstraße stießen wir wieder auf die Markierung Nr. 9. In Koge, der nächstgrößeren Ortschaft, in einem Sandwich-Cafe Mittag gegessen. Bei ständigem Gegenwind sind wir dann weiter bis zu unserem Etappenziel Karlslunde gefahren. Da sich hier am Ort kein Zeltplatz befindet, hatte ich schon bei der Reiseplanung die Übernachtung im Hotel vorgesehen. Eine Frau an einer Bushaltestelle wies uns die Richtung und sagte, dieser Ort hat kein Zentrum. Im Hotel Strand Feriencenter war entweder alles belegt oder man wollte uns Fahrradtouristen nicht. Die Rezeptionsdame empfahl uns ein Hotel in Ishoej in einigen Kilometern Entfernung. Der Ort liegt auf unserer Route in Richtung Kopenhagen, für uns war es damit kein Umweg. Auf einem ebenen bequemen Fahrradweg parallel zu einer Fernverkehrsstraße kamen wir gut vorwärts. Eine große Werbetafel wies den Weg zu einem Hotel. Wir bogen nach links ab und gelangten schließlich zu einem riesigen Gebäudekomplex. Wie sich herausstellte, war es ein Einkaufscenter. Unser gesuchtes Hotel war lediglich Untermieter in der 6. Etage. Hier war aber alles belegt. Mit so einer schwierigen Suche nach einer Übernachtung hatte ich nicht gerechnet. Zum Glück befand sich im Einkaufscenter auch gleich die Tourist-Information. Hier wurde das Problem gelöst. Gegen eine Gebühr von 40 DKK wurde uns unkompliziert und freundlich eine Privatadresse mit Lageplan auf zwei A4-Seiten übergeben. Ohne einen Meter zuviel zu fahren, gelangten wir zu einem schmucken Einfamilienhaus in Ishoej Landsby. Die Garage war zu Vermietungszwecke ausgebaut worden. Wir waren zufrieden, uns stand fast eine komplette Wohnungseinrichtung zur Verfügung mit Toilette, Dusche, Fernseher, kleine Küche und Gartenbenutzung. Zur Begrüßung stellte uns die Wirtin 2 Flaschen Bier auf den Tisch. Das war eine nette Geste.

Adresse/Preis:
Tanja&Carsten Koch, Georgs Vaenge 8, Ishoej Landsby, DK-2635 Ishoej. Tel.: 0045 43995939. Übernachtung für 2 Pers. ohne Frühstück: 450 DKK ( 60,40 Eur).

 

Freitag, der 25. August 2006
Nach vier Übernachtungen im Zelt schlief es sich in einem richtigen Bett ganz hervorragend. Wir standen spät auf, wegen der kurzen Entfernung bis nach Kopenhagen hatten wir viel Zeit. Am blauen Himmel waren einige Wolken als Dekoration befestigt.
10:30 h Abfahrt. So spät sind wir noch nie gestartet. Die Wirtsleute waren beide schon auf Arbeit. Die Schlüssel hinterlegten wir an einer gestern vereinbarten Stelle, die ich hier bewusst nicht nennen will. Gestern hatte Frau Koch auf meine Bitte hin mit unserer Vermieterin in Kopenhagen telefoniert und unsere voraussichtliche Ankunft zwischen 15 und 16 Uhr mitgeteilt. Ich drückte mich vor diesem Telefonat, mein Englisch ist zu schlecht. Wir fuhren zunächst zurück nach Ishoej, dann weiter in Richtung Strand. Den Wegeplan der Tourist-Information hatte ich griffbereit in der Tasche, aber ich brauchte ihn nicht herauszunehmen. Wir waren plötzlich am Strand und welch ein Wunder auf der Route Nr. 9. Damit war die Orientierung wieder hergestellt. Der Strand war fast menschenleer. Zufällig kamen wir an eine Stelle, wo ein befestigter Weg über die Düne angelegt war, es war die Zufahrt für eine Behinderten-Badestelle. Wir schoben die Fahrräder fast bis an die Wasserkante. Hier standen zwei Bänke, die sich gut zum Anlehnen der Fahrräder eigneten. Ich packte die Badehose nicht erst aus, über einen schräg ins Wasser führenden Gitterrost stieg ich ins Wasser. Gisela kam gleich hinterher, aber korrekt im Badeanzug. Bei einer Wassertemperatur von vielleicht 18 Grad hatten wir ein erfrischendes Bad in der Ostsee.
Als ich aus dem Wasser kam, saß auf der zweiten Bank eine Frau, die ihren Kopf konstant zur Seite hielt, damit sie mich nicht ansehen musste. Das war ihr Problem, mir war das eigentlich egal.
In Strandnähe fuhren wir weiter in Richtung Kopenhagen. Nach dem Überqueren einer großen Brücke, der Kalvebodbroen, wurden die Wegmarkierungen spärlicher und gaben Ziele an, die in der Radwanderkarte nicht eingetragen waren. Wir standen plötzlich vor dem Naturcenter Vestamager. Die Route hatten wir verloren, wir mussten uns nun in Richtung Norden vorarbeiten. Um die Unklarheiten etwas zu reduzieren, kauften wir an einer Tankstelle einen Stadtplan. Jetzt hatten wir wieder Klarheit wie wir weiterfahren müssen. Gisela stellte plötzlich fest, dass sie schon wieder im Vorderrad eine Panne hatte. Das war nun schon die dritte auf unserer Tour. Es half kein Jammern. Beim Schlauchwechsel auf dem Tankstellengelände ging noch das Felgenband kaputt. Ohne Felgenband scheuert der Schlauch auf den Nippeln der Speichen. Trotzdem musste erstmal ohne Felgenband weitergefahren werden. Eine Passantin sprach uns an und zeigte in die Richtung in der sich in der Nähe eine Fahrradwerkstatt befinden soll. Das war ein wertvoller Hinweis. Mit der nächsten Panne musste ja gerechnet werden. Am sichersten ist es, gleich jetzt hinzufahren. Wir fanden die Werkstatt und kauften einen neuen Mantel und einen neuen Schlauch und verstauten beides erstmal auf dem Gepäckträger. Mit Hilfe des Stadtplanes fanden wir ohne Probleme die Holbergsgade, die Straße in der sich unsere Ferienwohnung befindet. Die Hausnummer hatte ich mir nicht gemerkt. deshalb hielten wir kurz an, um auf einem A4-Blatt mit der exakten Adresse der Vermieterin nachzuschauen. Plötzlich fehlte dieses A4-Blatt, das ich gestern noch in der Hand hatte. Peinlich, peinlich. Die Telefonnummer der Vermieterin stand dummerweise auch auf diesem Blatt. Schräg gegenüber sah ich einen Hoteleingang. Ich ging hinein und bat den Herrn an der Rezeption, die Telefonnummer unserer Vermieterin im Telefonbuch zu suchen. Pech, ihr Name steht nicht im Telefonbuch. Was nun? Ich schaute noch mal auf den Stadtplan und stellte fest, dass die Holbergsgade keine lange Straße ist. Wir könnten doch von Haus zu Haus gehen und auf den Klingeltafeln den Namen Sanford suchen. Eigentlich blieb uns nichts anderes als diese primitive Suche übrig. Nach ca. 10 Minuten konnte ich Gisela Erfolg melden. Neben dem Namen klebte ein Zettel, dass sie erst um 18:00 h zurück ist. Das Problem fehlende Adresse war somit gelöst, die eine Stunde bis 18:00 h konnten wir gerne warten. Später oben in der Wohnung suchte ich noch mal in aller Ruhe in meinem gesamten Gepäck, wo das A4-Blatt abgeblieben sein könnte. Gelegentlich geht es schon verrückt zu, das Blatt klebte hinter einem anderen A4-Blatt und beide Blätter steckten zusammengefaltet die ganze Zeit in meinem Anorak. Die Angelegenheit war zwar ärgerlich, trotzdem war ich froh, dass ich keine Unterlagen verbummelt hatte.
Unsere Wohnung befindet sich zwar im Vorderhaus, ist aber für uns Gäste nur über den Hofeingang zu erreichen. Die ehemalige Dienstpersonalwohnung hat eine Verbindungstür zur Hauptwohnung, die Tür blieb aber geschlossen. In unserem Zimmer standen ein Doppelbett und ein eingebauter Kleiderschrank. In der Ecke stand ein Küchentisch mit einem kleinen Fernseher, einem Kofferradio und einer Stehlampe. Fernseher und Radio waren altersschwach, wir konnten sie bei bestem Willen nicht benutzen. Unter dem Tisch entdeckten wir einen kleinen, aber genügend großen Kühlschrank. Hinter der nächsten Tür im Flur befinden sich die Dusche und die Toilette. In der Tordurchfahrt zum Hof standen die Fahrräder der Hausbewohner, wir stellten unsere Räder dazu. Nach dem Abendbrot legten wir uns in die bequemen Betten und fielen in den wohlverdienten Schlaf. Nach 670 Kilometern hatten wir Kopenhagen wohlbehalten erreicht.

Adresse/Preis:
Constansa Sanford, Holbergsgade 16, DK-1057 Koebenhavn. Tel.: 0045 33125105, Mobil: 0045 40575437. 4 Übernachtungen für 2 Pers. ohne Frühstück: 1920,00 DKK ( 257,72 Euro).
Email: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Die Buchung erfolgte über: www.visitcopenhagen.com

 

Sonnabend, dem 26. bis Dienstag, dem 29. August 2006
Um weiteren Pannen vorzubeugen, montierte ich die neue Decke und den neuen Schlauch auf Giselas Vorderrad. Für den Aufenthalt in Kopenhagen waren 3 Tage eingeplant. Zu wenig, um eine Stadt kennen zu lernen. Auf einer einstündigen Busrundfahrt verschafften wir uns einen ersten kurzen Überblick. Wir hatten ja einen Stadtplan. Mit dem Fahrrad erkundeten wir so in aller Ruhe die Stadt mit ihren Sehenswürdigkeiten, besuchten u.a. Christianshaven, die Christiansburg, die Amalienburg, das Schloß Rosenburg, die Hafenjungfrau. Kopenhagen ist eine ausgesprochen fahrradfreundliche Stadt und ich glaube, die Menschen hier wissen das zu schätzen. Mehrmals bummelten wir durch die Stroeget mit den vielen kleinen Geschäften und Restaurants. Für die Kinder und Enkelkinder mussten natürlich ein paar Mitbringsel gekauft werden. Wir wohnten nur wenige Minuten von Nyhavn entfernt. Auf dieser Bummelmeile hatten wir in einem netten Restaurant Abendbrot gegessen. Später ging ein Gewitter nieder und wir saßen bei strömendem Regen unter einem wasserdichten Sonnenschirm und tranken roten Wein. Hier am Ufer kann man schöne Abende verbringen.
Interessant war auch ein Rundgang durch den Tivolipark. Eine Fahrt mit der gewaltigen Achterbahn war zu meiner Überraschung recht harmlos. Wir saßen gerade im Cafe, da ging schon wieder ein Gewitter nieder.
Am 29.8. um 10:30 h soll vom Hauptbahnhof unser Zug abfahren. Merkwürdigerweise stellt sich erst eine halbe Stunde vor Abfahrt des Zuges heraus, auf welchem Bahnsteig der Zug abfährt. Auf der 9-stündigen Fahrt bis Berlin, also von Hauptstadt zu Hauptstadt, mussten wir dreimal umsteigen. Wahrlich, keine Glanzleistung.
Als wir in Berlin mit den Rädern aus dem Hauptbahnhof traten, regnete es. Unbeeindruckt, weil schon oft geübt, zogen wir die Regencapes über und fuhren gemütlich nach Hause. Darüber brauchten wir uns nicht zu verständigen, dieser kleine Regen konnte unseren Urlaubserlebnissen nichts mehr anhaben.