Für Wanderfreunde

 

 

 Wanderung 1997 durch die Dolomiten

Teilnehmer: Gisela Wunder, Klaus Rubin, Eberhard Hartwig

Zeitraum: 8.8. bis 23.8.1997

 

Freitag, der 8. August 1997
20:12 Uhr: Abfahrt in Berlin-Wannsee mit dem Spree-Alpen-Express. Wir wollen in BRIXEN aussteigen, der Zug fährt dann weiter bis nach Verona, am südlichen Ende des Gardasees. Wir hatten unsere drei Plätze in einem Liegewagen-Abteil für 6 Personen gebucht. Da außer uns nur noch ein Bergsteiger (Informatiker) mitfuhr, war es im Abteil nicht ganz so beengt.

 

 

Samstag, der 9.August 1997
11:00 Uhr: Ankunft in BRIXEN (Bressanone, 560 m üM.), ohne ein einziges Mal umsteigen zu müssen. Herrliches Wetter, und das schönste, wir hatten während der Fahrt gut geschlafen. Kurzer Bummel durch die Stadt. Viele Spaziergänger und Touristen am heutigen Samstag. Schmale Durchgänge zwischen den Straßen und Höfen. Zwischen und neben den Häusern gibt es viele schattige Ecken.
12:10 Uhr: Abfahrt mit dem Bus nach ST.ANDRÄ (1111 m), wo uns die Seilbahn zum KREUZTAL hochfahren soll. Mit dem Kabinenlift fahren wir hinauf zum Kreuztal, das im Gegensatz zu seinem Namen, in einer Höhe von 2050 m liegt. Im Restaurant essen wir zu Mittag. Im Hintergrund sind die Konturen der GEISSLERGRUPPE zu sehen. Wir essen Kaiserschmarren mit Heidelbeeren und steigen dann 400 m gemächlich zur PLOSEHÜTTE auf. Für den ersten Tag hatten wir uns keine großen Ziele gestellt. An Hand der Karte identifizieren wir in der Ferne die PEITLERSCHARTE, die wir am nächsten Tag durchwandern wollen. Nach rund 1,5 Stunden Aufstieg vom Kreuztal erreichen wir die PLOSEHÜTTE (2447 m), dem Ziel unserer heutigen Tagesetappe. Das Quartier hatte Klaus von Berlin aus reservieren lassen. Durch unser Zimmerfenster sehen wir PEITLERKOFEL, PEITLERSCHARTE, AFERER-GEISLER.

 

 

Sonntag,der 10.August 1997
6:00 Uhr: Aufstehen
7:15 Uhr: Abmarsch. Zum Trocknen wurde das Handtuch einfach auf den Rucksack aufgehangen. Unser nächstes Ziel ist das Peitlerkofeljoch. Die Rinder auf der Weide lassen sich von Wanderern nicht mehr stören. Unser Dolomitenwanderweg Nr.2 führte uns abwärts ins Tal. Leider hatten wir uns etwas verfranzt. Nach 3 Std. waren wir im Tal bei der Hasl-Hütte (1890 m). Dann die Straße weiter ostwärts gehen, rechts kommt ein Abzweig in Richtung Peitlerjoch. An einem Bergbach hielten wir Rast. Der Benzinkocher wurde angeworfen. Es gab Kartoffelsuppe mit Würstchen.
Aufstieg zum Peitlerjoch. Wir gingen langsam, denn an die Belastung mußten wir uns erst gewöhnen. Um 14:00 Uhr stehen wir oben auf dem Peitlerjoch (2357 m). Wir blicken zurück zur Plosehütte. Kaum erkennbar steht sie auf dem grünen Bergrücken. Ein Wegweiser zeigt an wo es lang geht. Links geht es zum Peitlerkofel, geradeaus zur Schlüterhütte. Das ist unser Weg. An der linken Flanke der Aferergeisler führt unser Weg auf abschüssigen Wiesen entlang. Rechts im Hintergrund die liegt die Geislergruppe mit 3000er Bergen. Gegen 15:00 Uhr kommen wir in der Schlüterhütte an (2340 m). Auch für die zweite Übernachtung hatte Klaus die Plätze bereits von Berlin aus reservieren lassen. Wir tranken Kaffee und aßen Apfelstrudel. Mit der ersten richtigen Tagestour waren wir sehr zufrieden.Vor dem Zubettgehen nahm ich noch eine kalte Dusche. Auch Gisela, oh Wunder!

 

 

Montag, der 11.August 1997
6:00 Uhr: Aufstehen. Nachts hatte es fürchterlich geregnet. Die Temperatur war auf 4 Grad gesunken.
7:00 Uhr: Frühstück.
7:45 Uhr: Abmarsch. Als wir aus dem Haus traten, standen wir mitten in den Wolken. Ein paar Minuten später kamen aber schon die ersten Sonnenstrahlen. Unterwegs Steinpanorama. Blick auf die ROASCHARTE (2617 m). Die Berge rechts und links sind etwa 2900 m hoch. BRONSOIJOCH und KREUZJOCH haben wir bereits passiert.
Kleine Rast und ein Bild zur Erinnerung. Wir kommen der Roascharte langsam näher. Andere müssen sich auch mit ihrem Gepäck abschleppen. Das ist aber nur ein kleiner Trost. Die ROASCHARTE ist erreicht. Kurze Rast. Es ist zirka 11:00 Uhr. Von hier aus führen zwei Wege zur PUEZHUETTE. Wir nehmen den etwas längeren Weg, weil er nicht so gefährlich ist. Das ist der Weg über die SIELESSCHARTE. In den Bergen gehts entweder aufwärts oder abwärts, einen Weg auf gleichbleibender Höhe gibt es selten.
Wir stehen in der SIELESSCHARTES (2505 m) und schauen in Südrichtung auf die PUEZ-Gruppe. In der Mitte, der lange tiefe Einschnitt, ist das CIAMPAI-Joch. Da müsen wir morgen vorbei. Links am Hang unterhalb der Steilfelsen führt unser Wanderweg entlang. Blick in das LANGENTAL, das bis nach Wolkenstein führt.
Wir gehen über die PUEZ-Alpe. Gegen 15.00 Uhr erblicken wir die PUEZ-Hütte (2475 m). Es gibt noch eine zweite Hütte. Das ist die neue PUEZ-Hütte, in der wiederum von Klaus das Quartier telefonisch bestellt war. Geschlafen wurde 3 Etagen übereinander. Abends haben wir bei einer Flasche Rotwein gemütlich im Restaurant gesessen und Romme gespielt. Gisela spielte uns glatt an die Wand.

 

 

Dienstag, der 12.August 1997
Heute morgen sind wir 6:00 Uhr aufgestanden, allerdings im Dunkeln. Das Licht hatte der Wirt vorsorglich abgeschaltet. Erst ab 6:30 Uhr war Strom da.
7:00 Uhr: mageres Frühstück.
7:30 Uhr Abmarsch im Nebel. Wir gehen den markierten Weg über die CRESPEINA-Hochfläche, haben aber leider keine Sicht auf die Berge. Endlich reißt die Wolkendecke auf und wir sehn das CRESPEINA-Joch. In der Rasenfläche geht serpentinenförmig der Weg aufwärts. Blick zurück zur PUEZ-Hütte, ganz klein ist sie noch erkennbar.
9:45 Uhr: Wir erreichen das CRESPEINA-Joch (2469 m) und halten eine kurze Rast. Undeutlich in den Wolken das nächste Joch PASSO CIR. Das Tal führt ebenfalls nach WOLKENSTEIN. Blick in Richtung WOLKENSTEIN. Endlich im CIR-Joch angekommen (2469 m). Hier ist viel zerklüfteter Fels. Es folgt der Abstieg zum GRÖDNER Joch. Im Hintergrund erhebt sich die gewaltige SELLA-Gruppe. Über das GRÖDNER-Joch führt eine Autostraße. Viele Touristen machen von hier aus einen Aufstieg zum CIR-Joch.
11:45 Uhr sind wir am GRÖDNER-JOCH (2121 m) und genehmigen uns ein kräftiges Mittagessen. Die PUEZ-Gruppe haben wir nun verlassen und wandern weiter in der SELLA-Gruppe. Zur PISCIADUHÜTTE geht es etwa 460 m steil bergan. Der Film von dieser Etappe ist leider verlorengegangen. Bei diesem Aufstieg mußten wir zum ersten Mal die Stahlseile benutzen.

 

 

Mittwoch, der 13.August 1997
Von der PISCIADU-Hütte(2585 m) wandern wir zur BOE-Hütte und gestatten uns eine kleine Rast. Gisela wird die "Medaille für gute Kletterkünste in Stein, 1.Stufe " vor versammelter Mannschaft verliehen. Auf dem Hochplateau führt uns der Weg zur FORCELLA-Hütte. Das ist eine Baracke mit vielleicht 6 Schlafplätzen. Hier sind eine Unmenge von Tagestouristen, die vom PORDOI-Joch mit der Seilbahn zum Restaurant MARIA hochgeholt werden. In einem steilen Felseinschnitt mit lockerem Geröll steigen wir ab. Hier kann man auf dem rollenden Untergrund die Schlitter- oder Gleittechnik anwenden. Zu spät merke ich, dass die Schuhsohlen sehr darunter leiden. Auf dem Abstieg von der SELLA-Gruppe gibt es eine Mittagspause auf einer schönen Wiese.
Unter uns sehen wir das PORDOI-Joch mit den Serpentinen der Autostrasse, im Hintergrund sind bereits die Ausläufer der MARMOLADA-Gruppe sichtbar. Auf dem PORDOI-Joch nehmen wir Quartier im Hotel ABERGO COL DI LANA. Wieder einmal bezogene Betten geniessen und eauch eine warme Dusche. Wir machen uns landfein und gehen bummeln. Ziemlich preiswert haben wir uns an einem Verkaufsstand FLEECE-Pullis gekauft. Wir schauen aufwärts zur SELLA-Gruppe, wo wir hergekommen sind. Eine Seilbahn führt ohne einen einzigen Unterstützungsmast direkt 700 m höher zu einer Felsnase, auf der das Rifugio MARIA steht. Nach einem reichlichen Abendbrot bei einer Flasche Rotwein ging es bereits um 21:00 Uhr in die Falle.

 

 

Donnerstag, der 14.August 1997
7.00 Uhr: Aufstehen.
8.00 Uhr: reichliches Frühstück.
8.45 Uhr: Abmarsch. Der Wegweiser zeigt zum Bindelweg (auch als Bindlweg bezeichnet), den wir zur MARMOLADA-Hütte gehen wollen (VIEL DEL PAN). Nach einigen Metern Aufstieg schauen wir zurück auf das unter uns liegende PORDOI-Joch. In der aufgehenden Sonne steht majestätisch die SELLA-Gruppe. Das ist also unser Bindelweg in einer Höhe von ca. 2300 m. Das Tal rechts unten liegt etwa 700 m tiefer. Auf der anderen Seite des Tals erhebt sich die MARMOLADA. Die PENIA-Spitze im Hintergrund ist 3300 m hoch. Heute haben wir herrliches Sommerwetter. In der Ferne glitzert der riesige Stausee LAGO DI FEDAIA. Wir kommen an eine Felsnase, jeder darf mal auf der Nasenspitze stehen. An dieser Flanke des Bergrückens zieht sich der Bindelweg kilometerlang hin, viele Menschen unterwegs und geniessen die Aussicht. Wir kommen am Gasthaus BELVEDERE (2478 m) vorbei. Auf der anderen nördlichen Seite des Berges liegt das Städtchen ARABBA. Von dort aus kann man mit dem Lift hochkommen. Auf der MARMOLADA sehen wir eine große Gletscherfläche.
Wir sind jetzt direkt über dem Stausee, der sich unterhalb der MARMOLADA-Gruppe befindet. Unser Tagesziel ist die MARMOLADA-Baude (ehemals Rifugio CASTIGLIONI). Ohne Voranmeldung bekommen wir ein Zimmer. Wir machen uns frisch und gehen sogleich auf Erkundungstour. Wir wollen uns vergewissern, ob der Gletscher ohne Steigeisen begehbar ist. Aus mehreren Antworten ging hervor, es ist schon ratsam, Steigeisen zu verwenden. Ausleihen geht nicht, Kaufen geht auch nicht. So entschliessen wir uns notgedrungen, die MARMOLADA-Gruppe zu umgehen. Es führt eine Busverbidung zum Dorf PANIA. Von dort aus können wir dann auf der Südseite der MARMOLADA-Gruppe zur CONTRIN-Hütte aufsteigen. Blick von der Staumauer auf die spiegelglatte Wasserfläche.

 

 

Freitag, der 15.August 1997
6:20 Uhr: Gisela weckt mich. Ich hatte schlecht geschlafen, weil ich ständig befürchten mußte, daß das Klappbett über mir, auf dem Klaus schlief, zu mir herunterklappt. Dieses Klappbett wurde nur an zwei dünnen Ketten gehalten, die oben am Deckenbalken mit Karabinerhaken befestigt waren.
7:30 Uhr: Frühstück mitFrühstücksbuffet.
9:05 Uhr sollte unser Bus nach PENIA abfahren. Es stellte sich heraus, daß heute "Maria-Himmelfahrt" also ein Feiertag ist. Zufällig waren auch andere Wanderer von dem Busausfall überrascht. Sie hatten sich ein Großraumtaxi bestellt und wir konnten so für 10.-DM/Person bis PENIA (1500 m) mitfahren. Hier kauften wir in einem kleinen Tante-Emma-Laden ein paar Lebensmittel und stiegen hinter der MARMOLADA-Gruppe das gesamte CONTRIN-Tal hoch. Die CONTRIN-Hütte lag nur 500m höher. Unterwegs an einer schönen Stelle wird Rast gemacht. Klaus hatte Gemüse mit Nudeln gekocht. Gisela und ich badeten im Bach. In der Ferne sind mehrere 3000er zu sehen u.a. der Langkofel mit 3181m.
Um 15:00 Uhr kommen wir in der CONTRIN-Hütte an (2016 m). Über die FORCELLA MARMOLADA wollten wir ja eigentlich gehen. Aber Sicherheit geht vor. Wir beziehen unser Quartier und machen gleich einen kleinen Rundgang um die Hütte. Vor der Hütte ragen die Felsen steil empor. Hier auf der CONTRIN-Hütte herrscht ständiges Kommen und Gehen. Die Beine unter den Tisch stecken und vor der Hütte im besten Sonnenschein ein Bierchen trinken, das ist ein unvergessliches Erlebnis. In unserem Gebäude waren Reliefs in die Wand eingelassen. Darauf waren Soldaten abgebildet, die den Hitlergruß zeigten. Tickt hier die Uhr anders?

 

 

Samstag, der 16.August 1997
6:20 Uhr aufgestanden
7:00 Uhr: Frühstück. Leider nicht reichlich. Im Vorraum der Gaststätte waren Notquartiere eingerichtet. Beide Häuser waren damit voll belegt.
7:35 Uhr: Abmarsch. Die ersten Sonnenstrahlen beleuchten die Bergspitzen. Zwischen den einzelnen Weideflächen sind Tore eingebaut, damit das Vieh nicht ausbüxt. Wir sind etwa 400 m auf 2440 m aufgestiegen und schauen zurück in das CONTRIN-Tal. Eine Herde Steinböcke wird gesichtet.
10:30 Uhr: PASSO DELLE CIRELLE (2683 m). Jetzt folgen 900 m Abstieg. Man könnte wieder die Methode Geröllrutschen anwenden, aber den Schuhen tut das nicht gut. Gisela mußte sich aber erstmal unfreiwillig auf den Hosenboden setzen. Unterwegs eine winzige Ortschaft. Wir hatten zwei dringende Gründe uns nach einem Gasthaus umzusehen: Der Magen knurrte und außerdem zog ein Gewitter auf. Kaum waren wir um 12:30 Uhr am REFUGIO FUCHIADE angekommen, fielen die ersten Regentropfen. Gulasch mit Polenta gegessen. Nachdem sich der Regen verzogen hatte, konnten wir unseren Weg fortsetzen. Wir haben das MARMOLADA-Massiv nun engültig verlassen. Vor uns liegt das herrliche PELLEGRINO-Tal. An diesem kleinen Stausee liegt die Herberge FIOR DI ROCCIA AGLI (1750 m). Zuerst hatten wir nur die Bezeichnung BAR am Haus gelesen, aber dann stellte sich doch heraus, daß wir übernachten können.(35000 Lire/ Pers. und Nacht ohne Frühstück).Um 21:00 Uhr gehen wir ins Bett.

 

 

Sonntag, der 17.August 1997
6:30 Uhr: Aufstehen
7:30 Uhr: Frühstück mit dünnem kalten Kaffee. Gleich gegenüber von unserer Herberge begann unser Weg. Bei leichtem Regen mußten wir nun ca. 500 m aufsteigen. Vom hohen Gras wurden die Hosen bis über die Knie naß. Wir kommen an einen hochgelegenen Stausee LAGO DI CAVIA (2220 m).Herrliche Wiesenblumen. Tropfen an Tropfen hängt an jedem Grashalm. Die Wanderstöcke leisten uns gute Dienste. Rechterhand können wir die zerklüftete Bergwelt bewundern. Wir stehen mitten in den Wolken.
13:00 Uhr Ankunft in PASSO DI VALLES (2032 m). 29000 Lire mit Frühstück. Mittagsschlaf gehalten.

 

 

Montag, der 18.August 1997
6:30 Uhr: Aufstehen
7:30 Uhr: Frühstück. Kaltes Buffett, ohne Wurst, aber Jogurth und Kornflakes. Stullen eingepackt. Um 8:30 Uhr bei leichtem Nieselregen gestartet. Den ganzen Tag im Nebel bzw. in den Wolken gegangen. Stetiger Anstieg, tw. mit Seilen gesichert.
14:30 Uhr Ankunft im RIFUGIO MULAZ (2571 m). Wir erhielten das Zimmer Nr.1. Heute waren wir die ersten Gäste im Haus. Als Anerkennung für gute Kletterleistung gab es für Gisela einen Grappa. Ich trank einen aus Solidarität mit. Abends wurde Romme gespielt. 21:00 Uhr Nachtruhe.

 

 

Dienstag, der 19. August 1997
6:00 Uhr: Aufstehen
7:00 Uhr: Frühstück, mager.
7:45 Uhr: Abmarsch. Hier wächst kein Gras. Ein Klettersteig beginnt. Wir warten bis die Gruppe vor uns vorbei ist. Hier beginnt der Aufstieg zum PASSO DELLE FARANGOLE. Blick ins Tal. Das Bergmassiv vor uns hatte durch die abgerundeten Formen wahrscheilich eine ganz andere Vorgeschichte. Manche Felsen hätten sich als Theaterkulisse gut geeignet. Im Tal sah es so aus, als ob Sand den Berg heruntergeschwemmt wurde. Wir kommen an unserem Tagesziel an. Die Hütte RIFUGIO DI ROSETTA (2581 m). Wir beziehen ein schmales Zimmer in der 2.Etage. Wenn es nicht so dunstig wäre, könnte man weit ins Land hineinschauen. Nicht weit von uns entfernt ist noch eine Hütte. Das ist die Bergstation einer Seilbahn, 700 m tief ins Tal führt. Viele Wege kreuzen hier. Ein Schild zeigt den Weg zur PRADIDALI-Hütte. Das ist unsere nächste Etappe. Unser Weg führt direkt ins Tal.

 

 

Mittwoch, der 20. August 1997
6:00 Uhr: Aufstehen
7:00 Uhr: Frühstück
7:30 Uhr: Abmarsch. Blick zurück zur ROSETTA-Hütte. Erstmal geht es abwärts. Manchmal war der Weg etwas schwieriger, wenn die Seilbefestigung locker war. Der Gegenverkehr ist das eigentliche Problem. Im Wolkendunst taucht eine Hütte auf. Es ist die PRADIDALI-Hütte (2278 m). Gut geeignet für eine kleine Zwischenmahlzeit. Auf dem Wegweiser ganz oben wird unsere Marschrichtung angezeigt: RIFUGIO TREVISO. Noch ein Erinnerungsfoto, sonst glaubt niemand, daß wir hier waren. Vor uns liegt das PRADIDALI-Tal. In der Mitte schlängelt sich aber kein Fluß. Es sind die heruntergeschwemmten Steine und Felsbrocken. Als diese Brocken hierhergerollt wurden, hätte ich nicht dabeisein wollen. Wir verlassen den Dolomitenweg Nr.2 wählen den etwas längeren Weg über das Pradidalital. Kurz vor Einsetzen eines heftigen Regens erreichen wir das gesuchte Gasthaus, die CANALI-Herberge. Hier ist es urgemütlich. In einer Ecke wird auf offener Flamme Polenta warmgehalten. Salami mit Brot gegessen und zwei kleine Bierchen getrunken.
Nach 300 m Aufstieg kommen wir zur TREVISO-Baude. Leider warten bereits mehrere Leute vor uns auf die Zuweisung eines Bettenplatzes. Unsere Reservierung war aus irgendwelchen Gründen nicht berücksichtigt worden. Unsere Beste bekam ein Bett. Klaus und ich konnten uns auf dem Fußboden die Schlafsäcke hinlegen. Als Abendbrot gab es Polenta mit Kalbsbraten (2mm dick). Schlecht geschlafen. Der Regen hatte aufgehört. Die Luft war klar und würzig. Die Richtung unserer nächsten Etappe wird auf einem Wegweiser angezeigt: PASSO CEREDA.

 

 

Donnerstag, der 21. August 1997
5:00 Uhr: Aufstehen, so hatten wir es noch am Vorabend vereinbart. Als noch alle schliefen, räumten wir unsere Sachen aus dem riesigen Schlafsaal und schafften alles auf den Hof. Beim Schein einer Hoflaterne packten wir unsere Rucksäcke und kurz vor 6:00 Uhr marschierten wir ohne Frühstück los. Der Weg war in der Morgendämmerung gerade noch erkennbar. Rechts neben uns lag das Tal, aus dem wir gestern aufgestiegen waren. Hier unten mußte irgendwo die CANALI-Baude sein. Wir mußten einen steilen Anstieg aufsteigen. Unter einem Felsüberhang machten wir erstmal Rast. Es wurde Kaffee gekocht und gefrühstückt.
Wir sind auf dem Joch OLTRO angekommen (2094 m). Das waren rund 400 m Aufstieg von der TREVISO-Hütte aus. Wir haben den Bergrücken erklommen und wandern an seiner Ostflanke in südlicher Richtung. Rechts liegt der Berg und links das tiefliegende Tal. Unser Pfad ist manchmal nur so breit wie zwei Füße. Und die Wiese ist sehr abschüssig. Einige kleine Felsnasen mußten regelrecht durch Klettern überwunden werden. Hinter der Tiefebene ist bereits der nächste Gebirgszug (PALE ALTE) zu sehen. Unter uns spitze nadelartig aufragende Felsen, sie wirkten fast wie eine Theaterkulisse.
Nach einem recht mühseligen Abstieg auf sehr nassem und glitschigem Untergrund gelangen wir ins Tal. Es ist der Pass CEREDA (1361 m). Zirka 800 m mußten wir absteigen. Hier beenden wir unserer Dolomiten-Wanderung. Der Wanderweg Nr.2 führt noch 5 Etappen weiter bis Feltre. Wenn wir noch eine Etappe weitergehen, dann schaffen wir wegen fehlender Busverbindung unseren Zug nach Berlin nicht. Die Rückfahrkarten sind aber gebucht für den 23.August. Im Rifugio Alpino Cereda bekommen wir Quartier im ausgebauten Dachgeschoss, einem riesigen Schlafraum. Vorerst sind wir die einzigen Gäste. Erst geduscht und dann einen wohltuenden Mittagsschlaf gehalten.

 

 

Freitag, der 22. August 1997
Wir haben uns entschlossen noch eine Nacht in CEREDA zu verbringen.
7:30 Uhr Aufstehen, anschließend Frühstück. Wir wandern ca. 8 km nach FIERRA DE PRIMERO, um unsere Busverbindung nach TRENTO auszukundschaften. Unterwegs begegnen wir einem bärtigen Sektenanhänger, der barfuss umherging. Zurück nach CEREDA fahren wir dann mit dem Bus.

 

 

Sonnabend, der 23. August 1997
Wir fahren mit dem Bus nach TRENTO. Schmale Gassen und ein großer Marktplatz in TRENTO. Im Park sehen wir ein grosses Denkmal von DANTE ALIGHIERI. Mit dem Zug gehts zurück nach Berlin. Die Dolomiten-Wanderung bleibt ein unvergessliches Erlebnis.