Für Wanderfreunde

 

 

Tagebuchnotizen

 

Klaus Rubin schenkte mir 1999 das schöne Buch "Der große Walserweg" von Bernhard Irlinger zum Geburtstag. Es entstand der Wunsch, diesen Walserweg zu gehen. Bei näherer Betrachtung mußte für die Gesamtstrecke viermal ein Urlaub von je zwei Wochen eingeplant werden, d.h. wir werden vorraussichtlich insgesamt etwa 4 Jahre benötigen. Beim Stöbern nach einem praktischen Reiseführer bin ich auf das Heft "Der große Walserweg" von Gert Trego gestoßen. Er beginnt seine Wanderung in Mittelberg und endet in Zermatt. Ich wollte aber in Zermatt beginnen und musste deshalb seine Hinweise immer in die andere Gehrichtung uminterpretieren. Das ist zumindest zeitraubend. Am Ende unserer diesjährigen Wanderung von Zermatt nach Rosswald würde ich doch empfehlen, die Wanderrichtung so zu wählen, wie sie von Gert Trego beschrieben wird. Der kleine praktische Reiseführer kann bequem mitgeführt werden (Maße 10,5 * 14,8 cm) und seine Informationen sind sehr nützlich. Mit unserer diesjährigen Wanderung von Zermatt nach Rosswald haben wir nun den ersten Abschnitt (Abschnitt 2000) des Walserweges zurückgelegt.


 

Freitag, der 30.Juni 2000
Sirko, Giselas Sohn, und Petra, seine Lebensgefährtin, holten uns mit ihrem Skoda ab und fuhren uns von Groß Kienitz nach Berlin-Wannsee. 22:06 h planmäßige Abfahrtszeit von Berlin-Wannsee. Tatsächlich fahren wir mit dem City Night Line CNL 479 erst eine halbe Stunde später ab. Bis Basel haben wir Liegewagenplätze gebucht. Umsteigen in Basel, Bern und Brig.


 

Samstag, der 1. Juli 2000
12:47 h kommen wir nach über 14 Stunden Fahrt mit 4 Minuten Verspätung in Zermatt an. Obwohl uns vom Hotel die Abholung vom Bahnhof mit dem Elektroauto angeboten wurde, entschlossen wir uns, die paar Schritte zum Hotel zu Fuß zurückzulegen. Das Zweibettzimmer hatte ich vor einer Woche telefonisch vorbestellt. Obwohl ich einen winzigen Lageplan am Computer ausgedruckt hatte, fanden wir das Hotel nicht ganz so schnell. Vom Balkon des Zimmers aus hatten wir eine wunderbare Aussicht auf das Matterhornmassiv. Bummel durch Zermatt. Bei der Vorbereitung dieser ersten Etappe war ein Punkt offen geblieben: Ist es zu gefährlich, von der Station Trockener Steg bis zum Rif. Testa Grigia über den Theodulgletscher zu gehen? Um hier Klärung herbeizuführen frugen wir insgesamt 8 Personen, den Kartenverkäufer an der Seilbahn, den Hotelwirt und Snowboard- und Skifahrer. Wir erhielten Antworten von ja bis nein. Vor dem Einschlafen grübelte ich lange, wie wir uns nun entscheiden sollten.

Übernachtung:
Hotel Garni Blauherd
CH−3920 Zermatt
Tel.:0041 (0)27 9672291
(z.B. von Deutschland aus zu wählen: 0041 27 9672291,
von der Schweiz aus : 027 9672291)
email: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Zweibettzimmer mit Frühstück: 128 Franken f. zwei Pers.


 

Sonntag, der 2. Juli 2000
6:30 h Aufstehen, Duschen, Rucksack packen. Vom Balkon aus das Matterhorn fotografiert.
7:10 h Frühstück, alles gut und reichlich.
7:30 h Abmarsch. Zuerst gingen wir zur Bergführer-Station Alpin-Center. Bei der vorhandenen Unklarheit müssen wir uns eben einen Bergführer nehmen. Die Station war aber ge-schlossen, nirgendwo war eine Telefonnummer, die man hätte anrufen können. Diese Variante schied nun aus. Jetzt gingen wir einfach mal zur Bergbahn. Vielleicht finden wir Leute, die auch diesen Weg gehen wollen. Aber wir fanden niemanden. Entweder fuhren Skifahrer nach oben oder Besucher, die auf die Aussichtsplattform vom kleinen Matterhorn wollten. Irgendwie konnte man es den Leuten mit ihrer Ausrüstung und Bekleidung schon ansehen, was sie auf dem Berg vorhatten. Wenn alles so unklar bleibt, dann müssen wir eben zähneknirschend mit Bahn oder Bus um den Berg herumfahren. Mir fiel ein, dass im Bergführer die Telefonnummer vom Rif. Guide del Cervino stand. Hier sollte man einen Bergführer bestellen können. Aus der neben der Seilbahnstation stehenden Telefonzelle riefen wir die Hütte an. Eine Frauenstimme fragte uns, ob sie uns 2 Plätze reservieren soll und sagte, vom Trockenen Steg aus bräuchten wir nur ca. 1 Stunde bis zur Hütte. Wir könnten also in einer Stunde in der Hütte sein. Wenn das also so einfach ist, dachte ich, brauchst du wegen eines Bergführers gar nicht mehr nachzufragen. Die Antwort gefiel mir, damit war der Aufstieg zur Hütte entschieden. Wir kauften Karten für 28 Franken pro Person, fuhren bis Station Trockener Steg und gingen dann östlich der Schlepplifte aufwärts. Ab und zu fuhr ein Ski-fahrer an uns vorbei. Für die 560 Meter brauchten wir in dem weichen Schnee doch 3 Stunden. Naja, es war unser erster Tag.
Zu Mittag gegessen. Liftstation Testa Grigia besucht. Letzte Talfahrt nach Station Plan Maison um 16:20 h. Nach dem Abendbrot wurden Tische zusammengeschoben und ein Fernsehapparat erhöht aufgestellt. Mit großer Begeisterung wurde das Spiel Italien gegen Frankreich der Europameisterschaft angesehen. Nach dem 1:1 gingen wir ins Bett. Die Verlängerung interessierte uns nicht mehr, wir waren mit unserem ersten Wandertag sehr zufrieden.
Nachträglich hinzugefügt: Falls irgendjemand, so wie wir ohne Seil und Kletterkenntnisse, vor der Frage steht, wie man am besten über den Theodulgletscher kommt, ich würde aus Sicherheitsgründen doch dazu raten, einen Bergführer zu nehmen. Auch wenn es finanziell weh tut.

Übernachtung:
Rifugio Le Guide del Cervino
auf der Testa Grigia
I−11028 Valtournenche
Tel.:0039 (0)166 948369


Montag , der 3. Juli 2000
7:20 h Frühstück. Wir wollten mit der Seilbahn zur Station Cima Bianche fahren. Dadurch sind wir im Nu ? Meter tiefer.
8:15 h Abmarsch zur Seilbahnstation. Fahrkarte: 4 Franken pro Person. An der Seilbahnsta-tion Cima Bianche stand ein Wegweiser mit Zielangabe Coll. Sup. d. Cime Bianche. Durch dieses Joch führte unser Weg. Von der Station aus war das Joch südl. gelegen. Der Wegweiser zeigte aber in Richtung Westen. Nun, wir gingen so wie es der Wegweiser zeigte. Nach einer halben Stunde schauten wir zurück zur Station und stellten fest. Wären wir gleich in südlicher Richtung gegangen, hätten wir mindestens eine halbe Stunde eingespart. Markierung/ Beschilderung = Null. Unsere Hilfsmittel zur Orientierung: Karte und Kompaß. Gemäß Karte musste der Weg unter zwei Seilbahnen hindurchführen. Auf dem Abwärtsweg setzte eine bescheidene Markierung ein. Wenn auf dem Joch schlechte Sicht gewesen wäre, hätten wir den Weg wahrscheinlich nicht gefunden. Vom Gran Lago aus konnten wir die Testa Grigia sehen. Der Weg führte durch ein langgezogenes Tal, in dem flankiert von grünen Wiesen ein kleiner Bach lustig plätscherte. Ab und zu setzte leichter Regen ein, wir mussten uns immer in Regenbereitschaft halten. Nachdem die Sonne etwas hervorlugte, entschlossen wir uns an einer schönen Stelle, Mittagsrast zu halten. Ich kochte eine Tütensuppe und wir ließen sie uns schmecken. Kurz vor St. Jacques führt der Weg ziemlich steil nach unten. Deutlich sind die Steine zu erkennen, mit denen der Weg vor langer Zeit befestigt wurde. Das Gehen auf diesen unregelmäßigen Feldsteinen ist deutlich schlechter möglich, als auf dem bisherigen Wegabschnitt. Zum Schluß folgt eine asphaltierte Straße, wir haben Saint Jacques erreicht. Entsprechend Hinweis im Reiseführer suchten und fanden wir Rifugio Casale (1701 m), ein solides zweistöckiges Holzhaus. Wir hatten uns entschlossen, einen Tag Ruhepause einzulegen, um den Muskelkater zu beruhigen. Abends gab es reichlich zu essen. Gemüsesuppe oder Pasta als Vorspeise, als Hauptgericht gebratenes Hähnchen und zum Nachtisch Pflaumen, Aprikosen und Kiwi. Bei einem Glas Wein beschlossen wir den Abend.

Übernachtung:
Rifugio C.A.I. Casale Monferrato
Saint Jacques
I −11020 St. Jacques - Ayas (Aosta)
Tel.: 0039 (0)125 307668
Zweibettzimmer mit Halbpension: 116.000 Lire f. zwei Pers.


Dienstag, der 4. Juli 2000
7:30 h Frühstück. Müsli, Milch, Kaffee, Marmelade, Honig, Weißbrot, Schwarzbrot, frisches Obst. Wir wandern zum kleinen Städtchen Champolouc, das ca. 3 km entfernt ist. Schöner Wanderweg am Ufer des Flusses. Schwierigkeiten bereitet das Beschaffen von Lire: Der erste Bancomat will die EC-Karte nicht akzeptieren, der zweite macht computerbedingt gerade eine Pause. Aber mit der Kreditkarte bekommen wir doch noch Lire, die für die täglichen Bezahlungen in Italien doch besser geeignet sind. Wanderung quer durch den Ort und auf der anderen Flussseite zurück nach St. Jacques. Von einer Bushaltestelle in St. Jacques aus, ging ein reizvoller kleiner Weg steil den Berg hoch. Wenn es aber geregnet hat, wird man bis zur Hüfte durchnässt, weil die Pflanzen beiderseits des Weges ihr Wasser ab-streifen.
12:30 h erscheinen pünktlich zum Mittagessen, aber zu unserer Überraschung sagt uns die Serviererin, dass es heute kein Mittagessen gibt. Mir hatte der Wirt aber Mittagessen zugesichert. Das Mädchen war freundlich und servierte uns eine Aufschnittplatte mit Wurst und Käse. Wir aßen und waren damit zufrieden. Anschließend eine Stunde Mittagsschlaf und dann ein Bummel zum Platz der Grotte, dem zentralen Platz in St. Jacques. Die schöne Gegend fotografiert. Karte 1:25000 gekauft und Kinderhosenträger, von denen uns nur die daran befindlichen Clipse interessierten. Die Clipse werden benötigt, wenn man den Regenum-hang halb geöffnet trägt und vorn die Enden zusammenhalten muß. Weiter die Straße aufwärts gegangen bis zum Hotel. Kaffee getrunken, ein Stück Kuchen haben wir uns geteilt. Gisela schrieb drei Grußkarten und ich schaute mir die Wanderrouten der nächsten Tage an. Auf der rechten Flussseite nach Hause gebummelt. Abends gab es Spaghetti oder wahlweise Suppe als Vorspeise und als Hauptgericht Schweinefleisch mit Blattspinat. Als Nachtisch wurde frisches Obst gereicht. Als wir dem Wirt eröffneten, dass wir morgen früh um 5:45 Uhr frühstücken möchten, gab es doch Schwierigkeiten. Zu unserem Glück wollten auch zwei Belgier um diese Zeit frühstücken und so ging es dann doch einzurichten.

Übernachtung:
wie am Vortag


Mittwoch, der 5. Juli 2000
5:00 h Aufstehen, Duschen, Sachen packen.
5:45 h Frühstück. Dann zur Bushaltestelle am Platz der Grotte gegangen.
6:30 h Abfahrt nach Champolouc, wir beide waren die einzigen Fahrgäste. Nach zwei Stationen bei Champolouc P. le Funivie, einem Parkplatz, stiegen wir aus. Um 7:00 h sollte der erste Sessellift nach Crest fahren. Zu unserer Verwunderung fuhr der Sessellift ab 2.Sektion aber erst ab 8:30 h. Ärgerlich, weil uns dadurch wertvolle Wanderzeit verloren ging. Wir fuhren trotzdem hoch und Gisela wollte gleich losgehen, weil es bei 6,5 Grad C doch recht unangenehm war. Glücklicherweise stand nebenan ein Hotel. Sie flirtete mit dem Barkeeper mit dem Ergebnis, dass wir uns ins Lokal setzen konnten und auch heißen Kaffee bekamen. Um 8:30 h setzte der Liftbetrieb ein und wir schwebten 18 Minuten lang in die Höhe. Den großen Rucksack hatte jeder auf seinem Schoß, so dass man nicht nach vorn, sondern nur nach rechts oder links blicken konnte.
9:00 h Abmarsch von Station Ostafa in 2400 Metern Höhe bei Sonnenschein und strahlend blauem Himmel.
11:30 h Colle Pinter (2777 m). Anschließend Abstieg zum Rifugio Alpenzu. An einer geschlossenen Alpenhütte eine ausgiebige Pause eingelegt, Suppe gekocht. Angenehmer Abstieg, riesige Blumenwiese durchwandert. Wegen fehlender Markierung auf der Wiese hatten wir schlechte Orientierung.
16:00 h Ankunft in Rif. Alpenzu (1779 m). Wir beziehen ein 2-Bettzimmer in einem Original-Walserhaus. Die alte Bauweise bekommt sofort körperlich zu spüren, wenn man die niedrige Durchgangshöhe der Türen nicht beachtet. Das gesamte Zimmer ist sorgfältig mit blank gehobelten Holzbrettern ausgekleidet. Toilette und Dusche sind nachträglich in das Zimmer eingebaut worden. Wir haben sogar einen Balkon mit Blick auf Gressoney St. Jean. Geduscht und umgezogen, Wein bestellt und an den riesigen Holztisch gesetzt, der vor dem Haus steht. Es war ein Fest, nach dem Wandertag in der Nachmittagssonne Rotwein zu trinken. Der Wirt, Roberto Stoccni, zeigte uns ein Buch über die Geschichte und das Brauchtum der Walser, in dem auch sein Engagement und das seiner Lebensgefährtin gewürdigt wer-den. Leider habe ich mir den Titel des Buches nicht notiert. Wir mussten entscheiden, wie wir nach Alagna kommen:
a) mit dem Bus nach Tschaval (9:30 h an der Haltestelle ca. 200 Meter unterhalb von Alpenzu). dann von Tschaval mit dem Lift (2 Seilbahnen) hinauf zum Gamoscio (2936 m) und von hier absteigen nach Alagna Valsesia.
b) von Gressoney mit dem Bus nach Alagna Valsesia.
c) Wandern bis zum Rifugio Ospizio Sottile und hier übernachten.
Wir frugen den Wirt, ob Rif. Ospizio geöffnet ist. Er erkundigte sich und es stellte sich her-aus, dass die Baude gerade rekonstruiert wird. Genau diese Variante schien mir die beste zu sein, nun kam sie nicht mehr in Betracht.
Wie wäre es mit Variante a)? Auf dem Berg Colle Camoscio gab es 2 Bauden, es war ein Abstieg von 1700 m zu bewältigen, wenn wir aber nur bis Zar Senni absteigen, dann nur 1300 m. Nach wiederholten Abwägen, entschlossen wir uns, doch die komplette Route zu gehen, so wie sie im Wanderführer vorgeschlagen wird. Allerdings wollten wir ca. 3 km mit dem Bus fahren, bis zu der Stelle, an der wir den Ort in Richtung Colle Valdobia verlassen müssen. Damit war die Entscheidung getroffen. Sie hieß kurz und knapp: Rif. di Alpenzu (1779 m), Gressoney St. Jean (1385 m), Colle Valdobbia (2480 m), San Antonio (1381 m). Die Kräfte sind ausreichend, aber morgen wird es eine lange Etappe.
Nachmittags die kleine verlassene Walsersiedlung mit den zumeist unbewohnten Häusern neugierig besichtigt. Eine Tür stand offen und wir gingen hinein in den halbdunklen Stall und stiegen weiter hinten ein paar Stufen hoch, um die weiteren Räumlichkeiten zu besichtigen. Die Räume waren alle leer und ohne jegliches Inventar. Ich musste etwas gebückt gehen, um nicht an die Decke oder einen Balken zu stoßen. Wir waren froh, als wir wieder im hellen Licht vor dem Haus standen. Plötzlich stand eine Frau vor uns und schimpfte, dass wir ihr Haus ohne Erlaubnis betreten hätten. Wir verteidigten uns so gut es ging. Es war doch nicht erkennbar, dass sie die Besitzerin ist und das Betreten des Hauses verboten ist. Nun ihr Ärger war schnell verflogen. Sie war unverkennbar stolz auf Ihren Hausbesitz und sie war auch stolz, daß man sich für ihr Anwesen interessierte. Hier auf diesem einsamen Flecken wurde ihre Mutter geboren. Als sich eine Gelegenheit ergab, hatte sie dieses Haus und das Nachbarhaus gekauft. Das Dach hatte sie schon neu decken lassen. Zirka 40 Tonnen Steinplatten mußten mit einem Hubschrauber antransportiert werden. Die Schornsteine wurden neu gesetzt. Ein Zimmer war schon von innen isoliert und bezugsfertig. Sie kommt mit ihrem Mann, einem Schweizer, in den Sommermonaten hierher zum Haus ihrer Mutter. Schräg über uns befand sich der Balkon des Hauses. Laute Hammerschläge verkündeten weithin, hier wird gebaut. Sie zeigte uns die Räucherkammer. Der Rauch wurde grundsätzlich durch diese 4 bis 6 Quadratmeter große Kammer geleitet. So sah sie denn auch aus, schwarz und verräuchert. Stall und Wohnfläche befanden sich auf einer Ebene, nur durch eine Bretterwand getrennt. Die Kühe, sie mussten von kleinerem Wuchs gewesen sein, stan-den auf Holzbohlen. Die Fäkalien wurden in eine Rinne geschoben und liefen seitlich aus dem Haus. Für die Ziegen war eine separate Fläche im Stall festgelegt. Die Wohnfläche habe ich auf höchstens 12 Quadratmetern geschätzt. Wenige Meter vom Haus entfernt stand das Backhaus. Hier wurde, es klingt ganz erstaunlich, einmal im Jahr und zwar im Dezember von allen Dorfbewohnern das Brot gebacken. Der Ofen hatte vorn eine einzige Öffnung und im hinteren oberen Teil den Rauchabzug. Die Röhre war oben gewölbt und bestand unten aus einer ebenen Steinplatte. Mit Holzfeuer wurde der Ofen erwärmt, und dann, wenn die richtige Temperatur erreicht war, wurde das Feuer samt Asche entfernt und die Steinplatte gesäubert. Auf diese heiße Steinplatte wurde der Brotteig zum Backen gelegt. Nach den Backen wurde das Brot luftgetrocknet. Dafür gab es eine spezielle Gerätschaft, den sog. Brotbaum. Das ist eine ein bis eineinhalb Meter lange Holzstange, die senkrecht an der Decke aufgehängt wird. In der Stange befinden sich mehrere Ebenen mit jeweils ca. 6 Bohrungen, in denen jeweils ein etwa fingerdicker Stab steckt. Auf diesen leicht nach oben zeigenden Stäben liegen nun die Brote, so daß vielleicht ein Dutzend Brote auf einem Brotbaum untergebracht werden konnten. Durch die Aufhängung an der Decke kam keine Maus an die Brote, deren Haltbarkeit über ein Jahr gewesen sein soll. Da das Brot im Laufe der Zeit steinhart wurde, musste es vorher aufgebrochen und in Wasser, Milch oder Fleischbrühe aufgeweicht werden. Die Frau erwähnte auch, dass es in der alten Walsersiedlung seinerzeit eine Reihe von Rechten für jede Familie, so z. B. Wasserrechte, Weiderechte und Baderechte gab. Ich hätte noch weitere Fragen gehabt, aber wir wollten ihre Zeit nicht allzu lange beanspruchen. Jedenfalls war das ein interessanter Ausflug in das Leben der Walser und wir bedankten uns ganz herzlich für die Ausführungen. 19:00 h Abendbrot. Ravioli als Vorspeise, danach Steak mit Pommesfrites und Salat. Zum Abschluß gab es noch ein Stück Kuchen.

Übernachtung:
Rifugio di Alpenzu Grande
I − 11025 Gressoney St. Jean (AO)
Tel.: 0039 (0)125 355835
Zweibettzimmer mit Halbpension: 100.000 Lire f. zwei Pers.


Donnerstag, der 6. Juli 2000
7:00 h Frühstück
8:00 h Abmarsch. Zirka 300 Meter Abstieg auf schönem Weg. Bushaltestelle gefunden, aber es war nicht erkennbar, an welcher Haltestelle wir hätten aussteigen müssen. Wir entschlossen wir uns, bevor wir die Zeit mit Warten auf den Bus verbringen, die 2 bis 3 Kilometer zu Fuß zu gehen. Der Wochenmarkt von Gressoney St. Jean war noch im Aufbau begriffen. Wir gingen quer über den Markt. In südl. Richtung nach links über den Fluß Lsy gewechselt. Trotz aufmerksamer Suche fanden wir den Weg nicht auf Anhieb, weil es auf der Straße einfach kein Hinweisschild für den links abzweigenden Wanderweg gibt. Erst durch den Hinweis eines Einwohners fanden wir den Weg zwischen den Grundstücken. Wenn man in südl. Richtung durch den Ort geht, kommt eine Straßenkreuzung rechts mit Brücke. Nach dieser Kreuzung muß man links auf einer schmalen asphaltierten Straße gehen, die in einem Bogen wieder zurückführt. Nach einem Wohnhaus führt rechts ein Weg bergauf in den Wald. Erst hier setzt die Markierung ein. Um 10:15 h beginnen wir hier den Aufstieg. Bei einem Gehöft unter dem Schatten eines riesigen Baumes legen wir die Mittagsrast ein. Dann langer Anstieg in einem serpentinenförmigen Weg nach oben.
16:00 h Rifugio Ospize Sottile, direkt auf dem Colle Valdobbia. Alle Fenster und Türen sind fest verschlossen. Hier ist kein Mensch, die Auskunft vom Wirt in Alpenzu war korrekt. Wir machen eine halbe Stunde Rast. Anschließend Abstieg. Sehr wenig Markierungen und die noch sichtbaren sind vielleicht seit Jahrzehnten nicht mehr erneuert worden. Große Wiese mit zwei parallelen Steinwällen, evtl. eingestürzte Begrenzungsmauern eines Weges. Am Ende der Steinmauern links hinunter. Hier eine Brücke überqueren. Wenige und schlecht erkennbare Markierungen. Erkennbar ist ein älterer mit roten Feldsteinen befestigter Weg. Unten im Tal zwei Brücken, linke Brücke in alter Bauart nach links überqueren. Jetzt noch 4 bis 5 km auf befestigtem Weg.
20:00 h Ankunft in San Antonio bzw. im Rifugio Valle Vogna (1380 m). Wir waren telefonisch angekündigt und wurden sofort hinauf in den Schlafsaal geführt. Zirka 20 Betten, tw. doppelstöckig. Geduscht, umgezogen und Abendbrot gegessen. Viel getrunken, Wasser, Bier und Rotwein.
22:00 h ab in die Falle. Wir mussten die Taschenlampe nehmen, weil ein anderes Pärchen bereits schlief.

Übernachtung:
Rifugio Valle Vogna
I − 13020 Riva Valdobbia (VC)
Tel.: 0039 (0)347 3368950 oder 0039 (0)163 91918
Zwei Betten im Schlafsaal mit Halbpension: 90.000 Lire f. zwei Pers.


Freitag, der 7. Juli 2000
8:00 h Frühstück
9:00 h Abmarsch nach Alagna Valsesia. Am Ende des Tales Abstieg zum Ort Riva Valdobbia. Durch die Stadt abwärts zum Fluß Sesia. Leider nur auf asphaltierter Straße weiter bis Alagna Valsesia (1191 m).
11:00 h Information (Tourist-Information) erreicht. Wir erhalten die Anschrift eines Zwei - Sterne - Hotels, drei Minuten vom Zentrum entfernt. Eine halbe Stunde auf die Reinigung des Zimmers gewartet. Zimmer bezogen, geduscht, umgezogen, Mittag gegessen. Einen Tag mit Vollpension gebucht.
13:30 h Start zum Besuch eines Walserdorfes, das ca. 200 m höher in einem Seitental, dem Oltertal, gelegen sein sollte. Leichtsinnigerweise hatten wir uns nur für einem kurzen Trip ausgerüstet. Vom zentralen Brunnen seitl. rechts ein kleiner Brunnen. Den schmalen Weg folgen bis der Wald anfängt. Dann serpentinenförmiger Wegverlauf ziemlich steil ansteigend. Nach einer Stunde war immer noch kein Walserdorf in Sicht. Die Überprüfung ergab, dass das Dorf erst in 1664 m Höhe liegt, d. h. wir mussten nicht 200 m, sondern ca. 500 m aufsteigen. Dazu fing es noch leicht zu regnen an. Ich musste Gisela gut zureden, weil ich ihr einen ruhigen erholsamen Tag versprochen hatte. Bei Regen, Regenschirme hatten wir mit, kamen wir auf einem Hochplateau an. Später lesen wir in einem Prospekt, daß sich hier vielleicht die schönste und am besten erhaltene Walsersiedlung im Alpenraum befindet. Wir überquerten eine große Wiese. Einige Walserhäuser standen dicht zusammengedrängt, tw. bewohnt, tw. unbewohnt. Wegen des Regens nur wenig fotografiert. Ein kleines Schild weist uns den Weg zum Gasthaus Rifugio Zar Senni. Ein altes Walserhaus, das zu einem gemütlichen Lokal umgestaltet wurde. Hier sollen auch Übernachtungen möglich sein. Die Gaststube komplett aus Holz, war anheimelnd und mit einigen Gebrauchsgegenständen der Walser geschmückt. In der Ecke hing ein Brotbaum, an der Wand hing ein Schneidebrett für das knochenharte Brot, dann gab es noch landwirtschaftliche Geräte. Bei der kühlen Witterung schmeckte der heiße Kaffee besonders gut. Zwei ältere Männer tranken Wein. Es waren zwei Walser, die von April bis Dezember hier oben wohnen, den Winter verbringen sie im Tal. Auf dem Rückweg überholte uns einer der Männer. Er hatte einen knorrigen Ast auf einer Schulter. Das gibt gutes Brennholz, sagte er uns im Vorbeigehen. Er war der ältere der beiden Männer am Tisch, der 81−jährige. Im Hotel den Wetterbericht im Fernsehen gesehen. Für morgen wurde Gewitter angesagt. Gewitter im Gebirge ist unangenehm. Wir entschlossen uns noch einen Tag hier in Alagna zu bleiben. Sirko und Frau Miesner angerufen.

Übernachtung:
Pensione Genzianella
Frazione Centro, 33
I− 13021 Alagna Valsesia (VC)
Tel. 0039 (0)163 923205
Zweibettzimmer mit Vollpension: 196.000 Lire f. zwei Pers.


Samstag, der 8. Juli 2000
9:00 h aufgestanden und gefrühstückt. Heute ist Ruhetag. Bummel durch den Ort, Geld vom Bancomat abgehoben.
12:30 h Mittagessen. Walsermuseum besucht, Kaffee getrunken auf der Gartenterrasse.

Übernachtung:
wie am Vortag


Sonntag, der 9. Juli 2000
6:30 h Frühstück
7:00 h Start. Vereinbart war, dass der Wirt uns mit seinem Auto in nördl. Richtung an das Ende der Asphaltstraße bringt. Zum Frühstück eröffnete uns die Wirtin, dass es ihr eingefallen ist, dass genau dorthin ein Bus fährt. Erst nachdem wir in einer Bar Auskunft erhielten, fanden wir die Bushaltestelle. Plötzlich kam der Bus und hielt nur kurz an, beim Einsteigen mussten wir uns beeilen. Drinnen bellte uns der Fahrer an und wir wussten nicht warum. Es stellte sich heraus, dass der Bus zwischen Parkplatz am Walsermuseum und dem Wasserfall pendelt, wir sind nun schon 2 km zu früh eingestiegen. Er war dann doch ganz freundlich zu uns. Endstation und höchster Punkt der Straße war der Wasserfall. Hier stiegen wir aus und starteten die Wanderung nach Macugnaga. In vielen Serpentinen führte der Weg im Wald aufwärts. Streckenweise ragen Steine aus dem Boden, mal mehr mal weniger regelmäßig dicht aneinandergereiht. Wir gehen über uralte Wege, vielleicht waren sie mal wichtige Paßstrassen. Und wenn nichts getan wird, ist die alte Wegbefestigung irgendwann nicht mehr erkennbar. Nach dem Überschreiten der Baumgrenze hatten wir einen guten Ausblick auf Alagna Valsesia und den Eingang in das Valdobbia-Tal. Wir wurden von mehreren Wanderern überholt, die hinter einer Felsnase verschwanden. Der Weg war aus alten Zeiten noch immer ganz ordentlich befestigt, so dass wir gut vorwärts kamen. Wir sind bei 1688 m Höhe gestartet. Der Colle del Turlo (Türli−Pass) liegt bei 2738 m. Auf dem Türli−Paß standen und saßen schon mehrere Leute, die allerdings nur zur Paßhöhe hochgestiegen waren. Abmarsch beim Parkplatz: 7:45 h. Ankunft auf dem Türli−Paß: 12:45 h. Wanderzeit, einschl. Pausen: 5 Stunden. Wir blieben hier nicht lange, auch weil es so zugig war. 13:00 h Abmarsch. Vom Türli−Paß aus kann man schon den kleinen See Lago delle Fate sehen. Entfernung etwa 12 km. Ein gut befestigter Plattenweg führt nach unten, je tiefer wir kamen umso schlechter wurde er. Streckenweise mussten wir durch Schnee gehen. Ein Wanderpaar begegnete uns. Sie gingen die Tour Monte Rosa (TMR) und waren auch in Zermatt gestartet. Wir wünschten uns guten Weg. Das Bivacco Lanti angesehen. Es ist so klein wie ein Schlafwagenabteil mit drei übereinander angeordneten Betten auf jeder Seite. Zwischen den Betten stand ein Klapptisch. Daneben stand ein winziges Steinhaus, hier befindet sich die Küche. Unten im Tal an einer verschlossenen Hütte gerastet. Kaffee gekocht, heute war Sonntag. Es fing an zu regnen. Weitermarsch mit Regencape. Gisela war unglücklich aufgestanden und konnte wegen Schmerzen im Knie nur noch langsam gehen. Der Weg zog sich endlos hin. Am See Lago delle Fate in zwei Gasthäusern vergeblich nach Übernachtungsmöglichkeiten angefragt. Wir gingen jetzt auf der Straße in Richtung Macugnaga. Ein Autofahrer hielt an und fragte, ob wir mitfahren wollten. Für Gisela war das Angebot wie eine Erlösung. Er fuhr uns ca. 3 km zu einem Drei-Sterne-Hotel direkt im Zentrum von Macugnaga (1327 m). Ankunft: 19:30 h. Wir bekamen ein Zimmer und fuhren ganz gegen unsere Regel mit dem Fahrstuhl hoch. Ruck zuck waren die Sachen runter. Duschen, neu einkleiden und gleich zum Abendbrot ins Restaurant gegangen. Gut gegessen und bei einer Flasche Wein den Abend beendet. Zeitig ins Bett gegangen, wir waren heute 12,5 Stunden unterwegs.

Übernachtung:
Zumstein Hotel
Localita Staffa ? Via Monte Rosa, 63
I−28030 Macugnaga
Tel.: 0039 (0)324 65118
Zweibettzimmer mit Frühstück: 230.000 Lire f. zwei Pers.


Montag, der 10. Juli 2000
7:30 h Frühstück, sehr reichlich. Info am Lift eingeholt, Info im Verkehrsbüro eingeholt. Es regnete, auch morgen sollte sich, wie wir erfahren haben, nichts daran ändern. Eine Übernachtung in der oberen Station Monte Moro ist z. Zt. wegen Bauarbeiten nicht möglich. Wir entschlossen uns, den Übergang über den Monte Moro Paß zu wagen. Mit dem Lift hochgefahren, einmal umgestiegen. Hier oben war die Sicht bei 20 bis 30 Metern noch schlechter als im Tal. Einen Wegweiser zum Monte-Moro-Paß entdeckt. Wir folgten den Markierungen, überstiegen noch einige Felsbrocken und mussten schließlich wegen fehlender Orientierung den Rückzug antreten. Der Weg, den wir gehen mussten, war trotz Karte und Kompaß einfach nicht feststellbar. Bevor wir wieder nach unten fuhren, wollten wir in der Hütte noch eine Tasse Kaffee trinken. Um die Hütte herum lag Material und Baugerät alles wild durcheinander. Über eine Leiter stiegen wir zur Hütte hinab und tranken ziemlich enttäuscht unseren Kaffee. Im Gastraum standen wegen der Baumaßnahme mehrere Doppelstockbetten. Der Wirt sagte uns, daß der Weg parallel zum Lift verläuft und eigentlich leicht zu finden ist. Wir fassten wieder Mut, fanden den Lift und gingen das Schneefeld hoch. Der Lift war zu Ende und keine Markierung war sichtbar. Ich suchte in der ziemlich zerklüfteten Umgebung vergeblich nach Markierungen und war schließlich noch froh, dass ich zu Gisela und dann auch zum Lift wieder zurück fand. Ich war sauer wegen der anstrengenden Kraxelei in Fels und Schnee und wegen der wertvollen Zeit, die wir unnötigerweise verbrauchten. Schweigend gingen wir zurück. Als uns eine Gruppe von ca. 6 bis 8 Personen entgegenkam, frugen wir, ob sie vielleicht nach Saas Almagell gehen würden. Ja, aber vorher wollten sie noch einen Gipfel besteigen. Wir durften uns anschließen. Wir gingen erneut aufwärts. Die Gruppe ging schnell. Gisela fiel zurück, der Abstand zur Gruppe wurde größer. Ich hielt an und zog meinen Pullover aus, mein Rücken war schon naß. In der Gruppe merkte man, dass wir zurückgefallen waren. Ein Bergführer oder Ortskundiger, er sprach nur italienisch, kam zu uns und machte deutlich, dass wir ihm folgen sollten. Er führte uns ca. 200 m weit bis an eine Wegmarkierung. Sie befanden sich rechts von der Madonna auf einem Felsen, ich hatte den Weg vergeblich auf der linken Seite gesucht. Wir bedankten uns ganz herzlich für diese so entscheidende Hilfe. Die Markierungen waren jetzt ganz gut erkennbar, allerdings ist der Weg wegen der Felsanordnungen und des Regens schlecht zu gehen. Wir stiegen langsam abwärts und plötzlich, als die Wolken die Sicht freigaben, konnten wir in der Ferne den Mattmarkstausee erkennen. Am See angekommen, gingen wir an der linken Seite in Richtung Staumauer. An einer Wegbiegung legten wir bei Regen und im Stehen erstmal eine kurze Rast ein. Junge, Junge, dieser Monte-Moro-Paß hatte es in sich.
17:00 h Ankunft am Restaurant an der Staumauer des Mattmarkstausees. In aller Eile Kaffee getrunken und Kuchen gegessen. 17:14 h Abfahrt mit dem Bus nach Saas Fee. Hier die Touristinformation aufgesucht und uns die Adresse eines Zwei-Sterne-Hotels geben lassen. Die nassen Sachen abgelegt, geduscht, neu eingekleidet und das Restaurant aufgesucht. Gerade wurde auf dem Akkordeon Musik gemacht. Gut gegessen und getrunken und die Beine zufrieden lang ausgestreckt.

Übernachtung:
Hotel Tenne
CH− 3906 Saas Fee
Tel. 0041 (0)27 9571212
Zweibettzimmer mit Frühstück: 124 Franke f. zwei Pers.


Dienstag, der 11. Juli 2000
8:30 h aufgestanden, heute ist für uns Ruhetag. Gefrühstückt, dann zum Stadtbummel auf-gebrochen. Wieder schlechte Sicht, es fing an zu regnen. Mittagessen in der Zuckmaier-Stube im Hotel Gletschergarten. Oberhalb von 2000 m war Schnee gefallen. Akkurat in dieser Höhe war die Schneegrenze rings um Saas Fee erkennbar. Die Temperatur war merklich zurückgegangen. Verpflegung eingekauft, Grußkarten geschrieben. In der Tenne Abendbrot gegessen. Zur Unterhaltung gab es wieder Akkordeonmusik, die vom Wirt mit der Klarinette begleitet wurde. Nun wurde auch noch Kaminfeuer entfacht, so dass es gerade wegen der kühlen Witterung hier recht gemütlich war. Gisela hatte Hobelkäse gegessen und als Nachtisch Waffeln mit Eis und warmen Himbeeren und Sahne. Ich wählte marinierte Rippchen mit Pommes.

Übernachtung:
wie am Vortag


Mittwoch, der 12. Juli 2000
7:30 h Frühstück. Rechnung bezahlt.
8:30 h Abmarsch zum Postbus. Nach Saas Grund bis Station Kreuzboden-Hohensaas gefahren. Mit dem Lift hochgefahren bis Kreuzboden. Das Thermometer zeigte 0 Grad Celsius.
10:00 h Start auf dem Wanderweg in Richtung Gspon. Teilweise lag noch der Schnee von gestern. Nach einer halben Stunde Gehzeit die kurzen Hosen gegen lange Hosen getauscht. So war es angenehmer. Schöner gut markierter Höhenweg.
12:00 h Rast. Kaffee gekocht, Stullen gegessen.
15:30 Rast bei Schwarzer Wald, einer Schnitzerhütte. Die Frau kredenzte herrlich aromatischen Kräutertee.
17:00 h Ankunft in Gspon (1900 m). Unterkunft gefunden im Berghotel Alpenblick. Bum-mel durch den Ort. Das Wetter hat sich verbessert. Zum Abendbrot sehr gutes Steak mit Aprikosen und Rösti gegessen. Von der Wirtin haben wir uns für die folgende Nacht im Simplonhospiz ein Zweibettzimmer reservieren lassen.

Übernachtung:
Berghotel Alpenblick
CH−3933 Gspon ? Staldenried VS
Telefon:0041 (0)27 9522221
Zweibettzimmer mit Halbpension: 160 Franken f. zwei Pers.


Donnerstag, der 13. Juli 2000
7:00 h Frühstück
7:30 h Abmarsch. Ziemlich kühl, Temperatur ca. 0 Grad Celsius. Ich hatte nur kurze Hosen an. Gisela sagte, nun mußt du frieren, weil du nicht hören kannst. Sehr schöner Weg, beste Sicht, viel fotografiert. Gebidumpaß in der Nähe des Liftes. Langer Abstieg, dann ca. 500 m Aufstieg.
15:00 h Bistinepaß. Guter Abstieg zum Simplonpaß.
17:00 h Simplonhospiz, direkt auf dem Paß. Großes schmuckloses rosafarbenes Gebäude. Wie wir dem Prospekt entnehmen, ist es 65 m lang, 20 m breit und 30 m hoch. Zimmer be-zogen, geduscht, umgezogen.
19:00 h Abendbrot in einem Gemeinschafts-Speisesaal. An einem langen mit Wachstuch bezogenen Tisch sitzen ca. 12 Gäste. Dann wird die Suppe in einer Terrine auf den Tisch gestellt, jeder bedient sich. Auf diese Weise kommt auch Reis, Gulasch, grüner Salat, und Brot und Wasser auf den Tisch. Zuerst waren alle vorsichtig beim Zuteilen auf den eigenen Teller, später, als sichtbar war, dass doch alles reichlich vorhanden ist, schwanden jegliche Bedenken und jeder nahm sich soviel er wollte. Einen gemütlichen Aufenthaltsraum konnten wir nicht entdecken. Wir kauften deshalb in einer Karaffe einen halben Liter Rotwein, erba-ten uns dazu zwei Gläser und nahmen alles mit auf unser Zimmer. Das Zimmer war komplett mit Holz ausgetäfelt und hatte Parkettfußboden. Die Betten und das gesamte Mobilar waren alt, aber noch gut erhalten. Sie strahlten eine stille Würde aus und man ahnte, dass sie gewiss vieles zu erzählen hätten. In einer Ecke hatte man eine moderne Sanitärzelle eingebaut, ein Zugeständnis an die anspruchsvollen Gäste. Das Zimmer war in der ersten Etage gelegen, vom langen Flur war es durch eine Tür getrennt. Auf einem Schildchen stand das Wort Privatbereich. Für die Türen erhielten wir keine Schlüssel, sie waren stets offen. Ich schaute aus dem kleinen Fenster und bemerkte dabei die vielleicht einen Meter dicken Mauern. Draußen fing es an zu regnen. Wir nahmen es gelassen zur Kenntnis, wir waren hier gut aufgehoben und bis morgen früh kann sich noch manches ändern. Gut geschlafen. Das Hospiz kann man empfehlen.

Übernachtung:
Simplon Hospiz
I−3907 Simplon-Dorf
Tel.:0043 (0)27 9791322
www.simplon2000.ch
email: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Zweibettzimmer (mit Dusche und WC) mit Halbpension: 116 Franken f. zwei Pers.


Freitag, der 14.Juli 2000
7:00 h Frühstück. Selbstbedienung. Es gab Brot, Butter, Marmelade und Kaffee. Am Tisch saßen wir zusammen mit zwei schweizer Brüdern, die auch nach Rosswald wollten.
7:30 h Abmarsch. Der Himmel war stark bewölkt, mit Regen musste gerechnet werden. Die Schweizer gingen die Asphaltstraße abwärts, wir stiegen auf dem Wanderweg ins Tal hinab bis nach Taferna (1597 m). Aufstieg nach Rothwald an der Autobahn. Hier kleines Frühstück eingenommen und Kaffee getrunken. Auf der Autobahn ca. 100 m zurück und links den Weg nach Rothwald Dorf (1745 m) genommen. Asphaltstraße bis Wase (1960 m). Dann Aufstieg zur Alpe Bortel (2113 m). Hier Rast gemacht, mehrere Tassen heißen Tee getrunken und Schokoladenkuchen gegessen. Schuhe und Socken waren klatschnaß, denn seit Rothwald regnete es. Socken und Einlegesohlen gewechselt und wieder raus in den Regen. Abstieg, dann Wegweiser: Nach rechts, Höhenweg, leicht. Nach links, Weg nur für Geübte. Wir wählten den linken Weg und gingen fast einen Kilometer auf einem ca. 50 cm breiten Betonsockel. Herrliche Sicht ins Tal mit der Ganterbrücke, dann auch noch Sicht auf den Simlonpaß mit dem Hospiz.
18:15 h Ankunft in Rosswald (1819 m). Wir waren durchnässt und merklich ausgekühlt. Hotel Klenenhorn gewählt. Komfortables Zimmer bezogen, heiße Dusche genommen, umgezogen und im Restaurant ein gutes und ausgiebiges Abendbrot gegessen. Bei einer Flasche Pinot Noir unseren letzten Wandertag beendet. Wir haben uns zwei Wochen bei Wind und Wetter durch die Alpen geschlagen. Dieses angenehme Gefühl, das gesteckte Ziel erreicht zu haben, ließ sich nicht unterdrücken. Wir waren mit uns schon zufrieden. Etwa ein Viertel des gesamten Walserweges hatten wir hinter uns, für die restlichen 450 km müssen wir noch dreimal Jahresurlaub nehmen.

Übernachtung:
Hotel Klenenhorn
CH−3913 Rosswald
Tel.: 0041 (0)27 9243070
Zweibettzimmer mit Frühstück: 126 Franken f. zwei Pers.


Samstag, der 15. Juli 2000
8:00 h Frühstück. Wir sahen nur drei Frühstücksgedecke, zwei waren für uns bestimmt, also gab es nur noch einen Frühstücksteilnehmer in diesem großen Haus.
9:20 h Abfahrt mit dem Bus, der als Ersatz für die Luftseilbahn fährt, die z. Zt. rekonstruiert wird. Der Fahrer fuhr uns freundlicherweise gleich weiter bis zum Bahnhof in Brig. Wir verstauten die Rucksäcke im Schließfach und machten noch einen Bummel durch die Stadt. 18:00 h Abfahrt mit dem Zug von Brig nach Basel. Umsteigen in Basel in den City Night Line CNL 478. Abfahrt: 21:02 h. Leider waren im Abteil alle 6 Liegen belegt.
7:00 h Ankunft in Berlin-Wannsee. 20 Minuten zu früh. Sirko und Petra erwarteten uns schon und fuhren uns nach Hause.