Für Wanderfreunde

 

Tagebuchnotizen

Freitag, der 29. Juni 2001
21:58h Abfahrt in Berlin-Wannsee mit dem City Night Line CNL 479 (Startet in Berlin Zoolog. Garten um 21:21h). Wir hatten zwei Betten in einem 4-Personen-Schlafwagenabteil gebucht. Ursprünglich wollten wir ja wieder ein Liegewagenabteil buchen, da aber alle Plätze bereits verkauft waren, mußten wir notgedrungen das teuere Schlafwagenabteil nehmen. Wir wurden verabschiedet von Petra und Sirko, die uns auch mit dem Auto von Groß Kienitz nach Wannsee gefahren hatten.


Samstag, der 30. Juni 2001
6:30h Aufstehen. Wir hatten gut geschlafen. Wir teilten das Abteil mit einem Ehepaar, das zum Bernhardpaß wollte. Wie sich herausstellte, war der Mann ein Eisenbahnfan und fuhr in seinem Urlaub zu einem Arbeitseinsatz zur Instandsetzung von historischen Bahnen in die Schweiz. In einer Jugendherberge hatten sie ein Zweibettzimmer reservieren lassen. Kosten: 35.- Franken pro Person pro Tag mit Frühstück. In unserem Schlafwagenabteil war es ziem-lich eng. Es befand sich ein winziges Waschbecken im Abteil, aber man konnte es nicht be-nutzen, weil einfach keine Bewegungsfreiheit besteht, zumindest, wenn alle 4 Personen sich im Abteil befinden. So mußten wir uns abends und dann auch am Morgen in der Zugtoilette waschen. Am nächsten Morgen klappte uns der Wagenschaffner die Betten hoch und servierte uns ein kleines Frühstück. In Basel kamen wir um 8:15 h mit 20 Minuten Verspätung an. Wir hatten aber noch eine Menge Zeit zum Umsteigen in unseren Anschlußzug, der auf Bahnsteig 5 um 8:48 h nach Brig fahren sollte. Der Zug rollte bereits in Richtung Brig, da stellte ich mit Schrecken fest, daß mein Hühnergott, den ich an einer dünnen Schnur am Hals getragen hatte, nicht mehr da war. Wahrscheinlich lag er noch im Schlafwagenabteil. Nun mußte die Wande-rung auch ohne diesen kleinen Talismann stattfinden. Aber wie zum Trost strahlte die Sonne am blauen Himmel. Genau nach Fahrplan kommen wir um 11:34 h in Brig an. Auf dem Bahnhof tauschen wir unser Urlaubsgeld in die Landeswährung ein. Für eine DM gibt es 0,76 Franken. Dann suchen wir noch die Reiseauskunft auf, um herauszufinden, ob wir für die Rückfahrt vom Bernardinopaß nach Brig die nördliche oder die südliche Route nehmen soll-ten. Den preislichen Unterschied erfahren wir nicht, aber die südliche Route ist kürzer und demzufolge auch billiger. Zum Schluß erfrugen wir noch die Abfahrtshaltestelle Nr. 3 und die Abfahrtszeit 12:13 h unseres Busses, der uns zur Talstation der Seilbahn nach Rosswald bringen soll. Die Seilbahn fährt nicht durchgehend, sondern wird entsprechend Fahrplan einge-schaltet. Um 13:00 h schwebten wir in der Kabine hoch nach Rosswald, dem Ausgangspunkt unserer Wanderung zu.
Wenige Meter weiter stand unser Hotel „Kleenenhorn„. Bereits von zu Hause aus hatten wir telefonisch ein Zweibettzimmer gebucht, da das Hotel fast leer war, eine überflüssige Buchung. Wir beziehen unser Zimmer und gehen als erstes in das gegenüberliegende Gasthaus zum Mittagessen. Wir sitzen auf der Terrasse unter einem Sonnenschirm und haben bei bes-tem Wetter einen weiten Blick in das Rhonetal. Ich habe eine schmackhafte Forelle und Gise-la einen riesengroßen Salatteller gegessen. Preis Essen und Trinken 40 Franken. Anschlie-ßend unternahmen wir in Sandalen noch einen kleinen Spaziergang, um ein Stück des Weges zu gehen, den wir am nächsten Morgen einschlagen müssen. Reichlich zu Abend gegessen, dazu Wein getrunken und hochzufrieden mit dem bisherigen Reiseverlauf ins Bett gegangen.


Sonntag, der 1. Juli 2001
7:00 Uhr Wir sind fertig zum Abmarsch. Am gestrigen Abend hatten wir bei der Wirtin darum gebeten, daß wir schon um 6:30 Uhr frühstücken möchten. Sie verdrehte etwas ihre Augen, ob dieser Bitte, versprach dann aber das Frühstück am nächsten Morgen vor die Zimmertür stellen zu wollen. Wie sich herausstellte, hatte sie ihr Wort gehalten und so konnten wir auf dem Zimmer in aller Ruhe frühstücken. Als ich aus dem Fenster schaute, sah ich das Städt-chen Visp in der Sonne leuchten.
Um 7:10 Uhr traten wir vor die Tür, den Zimmerschlüssel hatten wir wie von der Wirtin ge-wünscht in den Schirmständer eingeworfen. Der Himmel war bewölkt, die Wolken zogen tiefhängend über die Berge. Wir starten zur ersten Wanderetappe nach Heiligkreuz. Mein Rucksackthermometer zeigt 9 Grad Außentemperatur. Fast kommen uns Zweifel, ob ein Hemd, das wir angezogen hatten, vielleicht etwas wenig sein könnte. Der Weg ging gleich bergan, so daß uns bald warm wurde. Auf dem Parkplatz mußten wir links abbiegen und am Ende des Parkplatzes rechts über eine Absperrung den Wanderweg nehmen. Der Weg führte rechts an der Kirche von Rosswald vorbei, gleich danach biegt der Weg rechts ab, dummer-weise hat man hier an dieser wichtigen Abzweigung einen Wegweiser vergessen. Je höher wir steigen, umso dicker werden die Wolken. Wie es auch in der Karte steht, beginnt links eine Seilbahn und rechts endet eine Seilbahn, unser Weg führt mittendurch. Wir kommen an einem geschlossenen Restaurant Fleschboden vorbei und machen eine kleine Verschnaufpause. Für die weitere Orientierung mußte ich schon den Kompaß zücken. Wenn wieder eine Weg-markierung zu sehen war, die uns die Gewissheit gab, daß wir uns noch auf dem richtigen Weg befanden, atmete ich unhörbar auf. Es folgten Schneefelder und ein fortwährendes Su-chen, wo am Ende des Schneefeldes der Weg weiterführte.
Saflichpaß um 11:00 Uhr. Wir hatten 4 Stunden für den Aufstieg gebraucht. So verpassten wir den Abzweig nach rechts und sind links auf dem Gebirge weitergegangen, wir blieben auf der Höhe, obwohl unser geplanter Weg bereits viel tiefer im Tal verlief. Aber nun wußten wir, wie wir weiter gehen mußten, hielten an einen Almhütte eine kleine Rast und stiegen dann abwärts ins Tal. Etwa 3 km waren wir mehr gelaufen als notwendig gewesen wäre. Im Tal führte der Weg an der linken Flußseite abwärts. Plötzlich tauchte rechts ein altes verwittertes Schild auf, das abwärts in Richtung Fluß nach Heiligkreuz verwies. Wir wollten nach Heilig-kreuz, weil der Weg bis nach Binn für den ersten Wandertag doch ziemlich lang war. Wie uns schien, nahm der Weg abwärts kein Ende. Dann sahen wir einige Hausdächer und eine Kirche und durch die Mündung von zwei Wasserläufen war es unstrittig, wir waren in Heiligkreuz. Nun mußten wir unser Quartier suchen, das ich telefonisch bereits von zu Hause aus vorbe-stellt hatte. Von zwei Mädchen erfuhren wir dann ersteinmal, wo sich die einzige Gaststätte des Ortes befindet. Hier erkundigten wir uns nach der Pension Heinen, diese war zu unserem großen Erstaunen unbekannt. Die Wirtin war auch neugierig, welche Konkurrenz sich da im Internet präsentiert. Da ich die Telefonnummer bei mir hatte, klärte sich die Sache schnell auf: Die Telefonnummer der Pension Heinen gehörte zum Hotel Ofenhorn, das aber nicht in Heiligkreuz steht, sondern in Binn. Der Wirt bot sich sofort an, uns in Heiligkreuz mit dem Auto abzuholen. Es waren vielleicht nur 5 km. Obwohl wir in Heiligkreuz auch hätten übernachten können, willigten ein, denn von Binn aus war unsere Tour am nächsten Tag wesent-lich kürzer. Wir tranken Kaffee und ließen uns den Apfelkuchen schmecken. Nach einer hal-ben Stunde hielt ein Auto neben uns und die Wirtin vom Hotel Ofenhorn holte uns ab. An-kunft im Hotel gegen 16:00 Uhr. Das Hotel Ofenhorn ist ein sehr altes Hotel, das erkennt man von außen und noch mehr von innen. Der Himmel war plötzlich blau und wolkenlos, wir hat-ten ein gemütliches Zimmer und waren mit dem Verlauf des Tages im höchsten Maße zufrie-den. Nachdem wir uns geduscht hatten und die Feierabendbekleidung angelegt hatten, gingen wir noch ein Stück im Ort spazieren, um den Abend und die Aussicht zu genießen. Natürlich hatten wir den Fotoapparat mitgenommen um Erinnerungen festzuhalten. Dann haben wir uns noch eine Stunde aufs Ohr gelegt und sind recht ausgeruht zum Abendessen nach unten in das Restaurant gegangen. Es war schon im Tal dunkel geworden, da war der Gipfel des Berges Ofenhorn noch leuchtend hell.


Montag , der 2. Juli 2001
7:30 Uhr Aufstehen, gut gefrühstückt, 1 Liter Wasser gekauft und in unsere Trinkflaschen umgefüllt. Kosten unseres Aufenthaltes im Hotel: 155 franken. Der Himmel ist blau, die Son-ne steht schon hoch am Himmel. Wir gehen verdammt spät los, aber der gestrige Tag hat uns viel Kraft gekostet. Heute wollen wir bis zur Binntalhütte wandern. Um 8:30 Uhr brechen wir auf. In Binn geht es zuerst über die alte Brücke und dann links talaufwärts in Richtung Ofen-horn. Kurze Zeit später wechselt der Weg über eine Brücke auf die linke Talseite. Wir steigen auf einem schmalen Weg aufwärts bis zum Dörfchen Imfeld (oder Fäld geschrieben). Eine alte Frau, dunkel gekleidet und mit gebeugtem Rücken, sprach uns an und empfahl uns, die rechte Flußseite zu benutzen, weil diese Seite beim Aufstieg zur Binntalhütte im Schatten läge. Das leuchtete uns ein, wir gingen den Weg ein Stück abwärts dann über die Brücke, direkt am Restaurant Imfeld vorbei. Hier legten wir an der Brücke auf einer schattigen Holz-bank eine kleine Rast ein, obwohl wir erst einundeinehalbe Stunde gegangen waren. Der Auf-stieg war abwechslungsreich, die Wegmarkierungen waren ausreichend. Ankunft in der Binn-talhütte in 2267m Höhe gegen 15:15 Uhr, von Binn aus hatten wir knapp 7 Stunden benötigt. Im Moment waren wir die einzigsten Gäste. Der Wirt wies uns das Quartier zu, diesmal Kate-gorie Lager. Zu ebener befanden sich ca. 12 Schlaflager nebeneinander, dieselbe Zahl noch-mal 2m höher auf einem Holzpodest, zu dem eine kleine Leiter hinaufführte. Gisela wollte unten liegen, also stellten wir unten unsere Rucksäcke hin. Wir erfrischten uns etwas, Du-schen waren in der Hütte nicht vorhanden. Dann holten wir uns Kaffee und setzten uns vor die Hütte und genossen die Aussicht und unseren Feierabend. Bald trudelten weitere Berg-steiger und Wanderer ein, legten sich in der Umgebung der Hütte auf die Felsen und breiteten die durchgeschwitzten Hemden und Jacken oder die nassen Einlegesohlen zum Trocknen in der Sonne aus. Gisela beobachtete Murmeltiere, die zwischen den Felsen umherrannten ohne sich groß von uns stören zu lassen. Ich nahm die Karte zur Hand und studierte unsere Route, die morgen zu gehen war. Wir müssen 200m aufsteigen zum Albrunpaß und dann nochmal 400m zur Scatta Minoia. Dann folgt ein Abstieg von 1500m bis nach Ponte. Im Notfall, wenn die Kräfte nicht reichen, müssen wir im Rifugio Marcaroli Quartier beziehen, oder wir lassen uns, wenn es geht, vom Rifugio Marcaroli mit dem Taxi nach Ponte fahren.


Dienstag, der 3. Juli 2001
6:00 Uhr aufgestanden, 6:30 Frühstück eingenommen. Wir waren nicht die Ersten, vor uns hatten schon zwei Bergsteiger gefrühstückt. Gut gegessen und für unterwegs Stullen mitgenommen und auch bezahlt. 7:00 Uhr Abmarsch. Den Albrunpaß hatten wir direkt vor uns im Blickfeld, nach 45 Minuten waren wir oben. Ab jetzt führt der Weg durch Italien. Eine gute Leistung, so schnell sind wir noch nie gewesen. Weiter ging es über Schneefelder abwärts, es gab immer wieder ein paar Probleme mit der Orientierung, aber insgesamt war die Markierung gut. Rechts im Tal eröffnete sich eine wunderbare Sicht auf den See …….. Im Tal an einer einsamen Almhütte, machten wir um 9:30 Uhr erstmal Rast und stärkten uns für den Anstieg zur Scatta Minoia (2599m). Während des Anstiegs überholte uns ein Sportwanderer, ohne Gepäck, lediglich mit zwei Trinkflaschen am Gürtel. In jeder Hand wirbelte er einen Teleskopstock und ehe wir ihn richtig bewundern konnten war schon an uns vorbeigehuscht. Diese Geschwindigkeitsdifferenz macht still und mahnt zur Bescheidenheit. Die kleine Über-holung brachte für uns den Vorteil, daß unser Schnellläufer Fußspuren im Schnee hinterließ, die für uns eine wertvolle Orientierung waren. Scatta Minoia sieht man wegen eines seltsam geformten Felsens schon aus großer Entfernung, leider wußten wir nicht, was sich hinter die-sem Namen verbirgt. Etwa 150m unterhalb des der Scatta Minoia legten wir noch eine Rast ein, um uns für den letzten Anstieg zu stärken. Über die Schneefelder arbeiteten wir uns serpentinenförmig aufwärts. Ich ging vorneweg und schlug mit den Schuhen kleine Treppen in den Schnee, damit genügend Halt besteht und niemand aus unserer Seilschaft den Hang hinunterrutscht. Um 12:30 stehen wir auf der Scatta Minoia. Hier steht auch eine winzige Hütte, die in der Karte als Bivak Conti bezeichnet wird. Sie ist für den Notfall gedacht und von jedem Wanderer benutzbar. Ich versuchte den Stahlriegel der Blechtüre aufzumachen, es gelang mir nicht. So sah das also im Notfall aus. Es folgte der Abstieg über lange nicht enden wollende Schneefelder. Es war zwar anstrengend, aber natürlich viel leichter als der Aufstieg im Schnee. Vom feuchten Schnee waren die Schuhe total durchweicht. Je tiefer wir kamen, umso mehr konnten wir wieder auf festem Untergrund gehen. Wir kamen an den Stausee Lago Vanino, an dessen linkem Ufer wir auf einem schmalen Wiesenpfad in Richtung Staumauer gingen. Hier steht die Hütte Rifugio Marcaroli, eine richtige Baude, die offensichtlich wenig besucht wird. Wir waren die einzigen Gäste. Wieder die Beine unter den Tisch stellen zu können, das tat uns schon gut. Gisela bestellte Früchte und einen Salatteller, ich aß eine Suppe, die ließ sich am schnellsten zubereiten. Nun hätten wir in Lire bezahlen müssen, aber die freundliche Wirtin nahm auch 35 Schweizer Franken für unser Mittagsmahl zur Bezahlung an. Die Wirtin sagte, in einer Stunde könnten wir in Ponte sein. Der Stausee liegt in einer Höhe von 2194 m. Auf einem steinigen Wanderweg ging es abwärts, stets an der linken Seite eines talwärts führenden Flusses. Der Himmel war blau, nur wenige Wolken schwebten dahin. Der Weg schlängelte sich abwärts, flankiert von Berghängen auf beiden Seiten. Das Flußbett war in seiner ursprünglichen Form und Gestalt erhalten geblieben und durch keine Baumaßnahme verunstaltet. Weiter tiefer ging es durch einen Kiefernwald bis zu einem Punkt, der als Sagersboden (1772m) bezeichnet wird. Es war 17:00 Uhr. Hier sahen wir Lastwagen und diverse Baugeräte, die daraufschließen ließen, daß auch eine Straße vorhanden sein müßte. Wir staunten nicht schlecht, als in circa 100m Entfernung ein nagelneuer Sessellift mit seinen Masten in der Sonne blinkte. Der Lift war zwar in der Karte eingetragen, aber der Wirt in der Binntalhütte hatte uns gesagt, daß er nicht mehr in Betrieb sei, weil für seine Rekonstruktion kein Geld mehr dagewesen wäre. Offensichtlich hat man doch noch Geld gefunden, denn wir stehen vor dem fast fertiggestellten neuen Lift. Mehrere Bauarbeiter arbeiteten an einer Stützmauer aus riesigen Steinblöcken. Als ich den Mann im blauen Overall mit meinen beiden Händen die Frage stellte, ob wir mit dem Lift abwärts fahren könnten, da nickte er mit dem Kopf, als ob das selbstverständlich wäre und winkte uns zu sich. Er ging in das Betriebsgebäude und wir konnten hören, daß er telefonierte. Plötzlich bewegten sich das Seil und die Doppelsitze zogen an uns vorbei. Der Mann nahm Gisela den Rucksack ab, zeigte Gisela wo sie sich hinstellen sollte, dann schwebte von hinten der Doppelsitz heran und sie schwuppte in den rechten Sitz. Der Mann stellte ihren Rucksack auf den Nachbarsitz. Plötzlich schwebte sie schon mit ihrem Rucksack ins Tal. Die gleiche Ü-bung machte ich am nächsten Doppelsitz. Es war ein angenehmes Gefühl, zum Abschluß der Wanderung ganze 500 Höhenmeter abwärts ins Tal schweben zu können. Das gesamte Tal war zu übersehen. Schräg unter mir schwebte Gisela. Ich rief sie mehrmals, aber sie drehte sich nicht ein einziges Mal um. Später sagte sie, daß ihr mächtig unwohl gewesen wäre. Beim Abstieg vom fahrenden Lift half wiederum ein Arbeiter. Keine drei Schritte weiter glänzte der frisch betonierte Fußboden. Wer den Absprung verpaßt landet im frischen Beton und hinterläßt seine Fußabdrücke. So ist das hier beim Probebetrieb. Wir konnten wieder nur in Franken zahlen, sie wurden akzeptiert. Um 17:30 stehen wir nun in Ponte (der andere Name lautet Zumstäg). Wir gingen nun in die Ortschaft, fanden rechterhand ein Hotel mit Namen Rothental und zögerten nicht lange um uns für dieses Quartier zu entscheiden. Im Wanderführer waren zwei Sterne für dieses Hotel vermerkt. Nach einer erfrischenden Dusche gehen wir eine kleine Runde durch die Ortschaft. Dem Busfahrplan war zu entnehmen, daß um 6:20 Uhr und da-nach erst nach 11:00 Uhr ein Bus nach Vontovalle fuhr. Das waren ca. 5 km, die wir auf der morgigen Tour mit dem Bus fahren wollten. Aber 6:20 Abfahrt hieße, wir müßten sehr früh aufstehen, das wäre irgendwie unangenehm. Mit der Wirtin konnten wir später noch vereinbaren, daß sie uns mit dem Auto an diese Stelle fährt. Wir frugen noch, ob sie uns auch zur Alpe Stovella fahren würde, aber dorthin führte nur ein Fußweg, der mit dem Auto nicht befahren werden kann. Vereinbart wurde 7:30 Frühstück und 8:00 Uhr Abfahrt nach Vontovalle. Dann gab es noch eine gute Nachricht: Wenn wir morgen über die Guriner Furka gehen ist ein Lift eingetragen, aber als Skilift. Nun sagte uns die Wirtin, dieser Sessellift fährt auch im Sommer. Dadurch können wir mit Lift zur Capanna Crossalp runterfahren und eine Menge Zeit einsparen. Wir essen im Restaurant Abendbrot, trinken eine Flasche Rotwein und gehen zufrieden ins Bett.


Mittwoch, der 4. Juli 2001
Ich hatte nachts nicht so gut geschlafen, vielleicht waren es die Anstrengungen der vergangenen Tage oder auch das ständige wechseln zwischen Berg und Tal. Wir schauen aus dem Fenster und sehen mit Sorge tiefhängende Wolken über den Ort ziehen, die Straße war naß und glänzte im Regen. Jetzt mußte entschieden werden, ob wir trotz der Witterungsverhältnisse unseren vorgesehenen Weg über die Guriner Furka gehen. Wir mußten ab 2000 m Höhe wieder mit Schnee rechnen und dann sind keine Wegmarkierungen sichtbar. Wenn jetzt noch dichte Wolken die Sicht einschränken, würden wir Orientierungsprobleme haben. Dieses Risiko wollten wir nicht eingehen. Wir konnten es drehen und wenden wie wir wollten, jetzt unter diesen Bedingungen konnten wir nicht über die Guriner Furka gehen. Was gab es für Alternativen? Hier können wir nicht warten bis sich das Wetter bessert, das könnte Tage dauern. Wir erkundigten uns nach den Busverbindungen. Wir könnten von hier aus nach Domodossola fahren, dann mit dem Zug nach Locarno und dann weiter mit dem Bus über Cevio nach Bosco Gurin. So sind wir dann auch gefahren. In Ponte fanden wir nach mehrmaligen Fragen die Busstation. 10:40 h kam der Bus, der uns bis nach Domodossola brachte. Um 12:00 h standen wir vor dem Bahnhof in Domodossola. Als wir die Fahrkarten lösen wollten, verkaufte man uns keine, sondern verwies uns an einen anderen Bahnhof, der fast im gleichen Bahnhofsgebäude, aber unterirdisch gelegen war. Die Erklärung war einfach: Die Bahnlinie nach Locarno wurde von einer anderen Bahngesellschaft betrieben und jede Gesellschaft verkaufte nur Karten für die eigene Strecke. Wir gingen ca. 100 m und lösten hier am Schalter unsere Fahrkarten nach Locarno. Abfahrt 12:24 h. Einen besseren Anschluß konnten wir uns nicht wünschen. Der Zug bestand nur aus drei bis 4 Wagen, eine Art Straßenbahn oder Schienenbus. Innen sehr komfortabel eingerichtet. Herrliche Fahrt im Schienenbus durch das Gebiet der 100 Täler. Weiterfahrt mit dem Bus über Cevio nach Bosco Gurin.

Übernachtung:
Hotel Walser
CH − 6685 Bosco Gurin
Tel.: 0041 (0)91 7590202
www.bosco-gurin.ch
Zweibettzimmer mit Frühstück: 137 Franken f. zwei Pers.


Donnerstag, der 5. Juli 2001
Ruhetag. Bummel durch Bosco Gurin.Das Museum, das in einem uralten Walserhaus untergebracht ist, kurz besichtigt. Einem Plakat war zu entnehmen, daß eine Ausstellung vorbereitet wird über den Maler Thomamichel. Ein Maler aus Bosco Gurin. Wegen dieser Ausstellungsvorbereitung war z.Zt. das Museum für den Besucherverkehr geschlossen. Da die Tür geöffnet war, gingen wir trotzdem hinein und frugen die Dame, die gerade mit Bildern hantierte, ob wir vielleicht ausnahmsweise doch mal kurz durch die Ausstellung gehen könnten. Sie gestattete es uns und wir hatten so die einmalige Gelegenheit uns in diesem ausgezeichneten Museum umschauen zu können. Auf zwei Etagen haben wir die Ausstellungsstücke angeschaut. Einige Exponate fotografiert.
Im Dorf finden derzeitig umfassende Rekonstruktionsmaßnahmen statt. Dazu gehören neu befestigte sanierte Wege und Straßen. Bei vielen Häusern wurden die ursprünglichen Holzunterbauten durch betonierte oder gemauerte Fundamente ersetzt. Einige Arbeiter waren damit beschäftigt, die vorhandenen oberirdischen Elektroleitungen in Form von Erdkabeln unterirdisch zu verlegen. Weiterhin werden die Häuser an das Wasserleitungsnetz angeschlossen. Mit diesen Sanierungsmaßnahmen verändert sich auch das Gesicht des Dorfes. Aus einem armen alten Walserdorf wird unmerklich ein hübsches gut aussehendes Bergdorf. Wie uns die Frau im Museum sagte, haben die Einwohner des Dorfes nicht so viel Vorteil vom Tourismusverkehr, der besonders im Winter vorhanden ist. Die Einwohner ernähren sich von der Landwirtschaft. Wohingegen der Tourismus ausschließlich den Hotels und Pensionen das Geld bringt, deren Besitzer in den Ort zugezogen sind. Irgendwie klang das bitter. Wir verspürten in den wenigen Begegnungen im Museum, im Bäckerladen, im Einkaufsshop eine gewisse Zurückhaltung und Reserviertheit gegenüber uns Fremden. Die Leute machten keinen glücklichen Eindruck. Derzeitig soll der Ort nur etwa 93 Einwohner haben. Wir haben dann noch diesen Ruhetag in Bosco Gurin dazu genutzt, unsere Feriengrußkarten zu schreiben. Insgesamt haben wir 19 Karten abgeschickt. Aber einige sind noch zu schreiben. Dann haben wir auf der Post noch die Fahrkarten für morgen gekauft. Wir wollen mit dem Bus über Cevio nach San Carlo fahren und dann mit Seilbahn nach Robiei hochfahren. Dann wollen wir versuchen über den Passo Cristallina (2569 m) bis nach Capanna Cristallina zu wandern.

Übernachtung:
wie gestern


Freitag, der 6.Juli 2001
Wenn ein Gast frühzeitig frühstücken will, verdrehen Kellner und Wirtsleute meistens die Augen. Das war auch so, als wir am Donnerstagabend dem Kellner mitteilten, daß wir am nächsten Morgen um 6:15 h frühstücken möchten. Seine Entscheidung lautete: Wir stellen Ihnen das Frühstück in ihren Kühlschrank und den Kaffee in einer Thermoskanne auf den Tisch. Noch bevor wir oben in unser Zimmer kamen, hatte man unser Frühstück bereits geliefert.
Um 7:04 h Abfahrt mit dem Postbus in Bosco Gurin. Umsteigen in Cevio in eine andere Buslinie. Mit ihr fuhren wir bis nach Bignasco. In Bignasco wiederum umsteigen für die Fahrt nach San Carlo Stazione. Hier kamen wir um 8:45 h an und brauchten nur ein paar Schritte bis zur Seilbahnstation zu gehen. Um 9:00 h fuhr unsere Seilbahn nach Robiei ab. Oben in Höhe der Seilbahnstation in Robiei waren zu unserem Leidwesen dichte Wolken. Wir gingen, wie bereits aus der Karte ersichtlich war, auf der Straße, die rechts um den See herumführte. Abmarsch 9:30 h. Es gab Straßenabschnitte mit von Felsen heruntergefallenen Gesteinsbrocken. Teilweise war die Straße 100 m mit Schnee bedeckt. Über diese Schneehaufen kommt wahrscheinlich kein Auto drüber, Reifenspuren kann man auch nicht entdecken. Rechts an der Straße suchten wir ein Hinweisschild zum Passo Cristallina. Inmitten einer Schneewehe lag ein umgestürzter Mast eines Wegweisers. Die gelben Schilder waren total verbogen, wir konnten noch nicht mal erkennen, welche Ziele daraufstanden. Wir gingen weiter auf der Straße. An einer Linksbiegung der Straße war auf der linken Seite Wasser zu erkennen (später sahen wir auf der Karte, daß es der Lago Bianco war )und es kam es mir vor, daß rechts von der Straße ein Pfad im Schnee aufwärts führte. Ich stieg etwa 50 m hoch und entdeckte eine Markierung am Felsen. Das mußte unser Weg sein. Auf einem steil ansteigenden Bergweg arbeiteten wir uns hoch. Immer umgeben von Wolken. An einer Wegkreuzung mit drei gelben Richtungsschildern mußten wir aus der bisherigen östlichen Richtung links nach Norden abbiegen. So war das auch in der Karte verzeichnet. Wir waren bereits 300 Meter vom Lago Bianco angestiegen. Jetzt gingen wir auf einer Art Höhenweg, der leicht anstieg und sich etwas nach Westen wendete. Die Sicht war saumiserabel. Es setzten Schneefelder ein, wo man das Ende nicht mehr erkennen konnte. Wir versuchten, den vorhandenen Spuren nachzugehen, mußten dann aber stets wieder die nächste Markierung suchen. Entsprechend Karte mußte der Weg irgendwann nach rechts einen Knick machen. Die Stelle kam auch. An dieser Stelle stiegen wir auf links abschüssigen Schneefeldern abwärts. Entsprechend Karte mußte links der Lago Sfundau auftauchen, an dessen rechten Ufer wir in exakt nördlicher Richtung aufsteigen mußten. Es war ein mühseliger Anstieg, weil der Schnee ziemlich fest war und der Hang in Richtung See ziemlich abschüssig war. Ich ging vorneweg und hackte, so gut es ging Stufen in den Schnee, damit Gisela besseren Halt hatte. Weiter oben gingen wir rechts an einem kleinen See vorbei, der auf der Karte keinen Namen besitzt. Plötzlich tauchten im Wolkendunst Konturen auf, die eigenartig erschienen. Wir gingen näher und standen mitten im Berg vor einer mit Schnee bedeckten Baugrube mit einem Dieselgenerator und einem Bagger und diversen Gerätschaften. Es war ca. 15:00 h. In nördlicher Richtung, also in Richtung Passo Cristallina gab es noch ansteigendes Gelände. Wir konnten aber wegen der schlechten Sicht nicht feststellen, wo sich zwischen kleineren herausragenden Felsen der eigentliche Paß befand. Selbst einen Erkundungsgang konnte ich nicht wagen, weil ich den Weg zu Gisela nicht wieder zurückgefunden hätte. Die Sichtweite war vielleicht nicht weiter als 30 Meter. Um den selbst begangenen Weg zu markieren hätte ich einen Farbspray oder einen langen Faden haben müssen. Günstig wäre jetzt gewesen, wenn man jemanden sprechen könnte, den um einen Ratschlag bitten könnte, wie man von hier aus gemäß Karte und Kompaß über den Paß kommt. Mit dem Handy haben wir dann die Rettungsflugwacht der Schweiz angerufen, in der Hoffnung einen ortskundigen Fachmann sprechen zu können. Tel.: 1414. Es meldete sich eine Männerstimme. Ich beschrieb ihm die Situation und bat um einen Ratschlag, wie wir am besten den Weg über den Paß finden könnten. Er zeigte sich recht unbeholfen. Er riet uns, nicht den Weg über den Paß zu suchen, sondern zurückzugehen und wenn wir im Hotel Robiei angekommen wären, sollten wir uns nochmals bei ihm melden. Er bat uns noch, ihm unsere Handynummer mitzuteilen. Ich mußte erst das Gespräch beenden, die Handynummer im Telefonverzeichnis suchen und nochmal anrufen, um sie ihm mitzuteilen. Er fragte desweiteren, ob Hilfe notwendig ist. Das haben wir verneint, wir wollten ja nur wissen, ob er uns einen Hinweis für das Überqueren des Passes geben könnte. Ich bedankte mich und sagte, daß wir jetzt entsprechend seinem Ratschlag zurückgehen in Richtung Hotel Robiei und uns von dort aus nochmal melden. Wir berieten uns nochmal, es war schon nachmittags und es blieb uns wirklich nichts anderes übrig als den mühsam aufgestiegenen Weg wieder abwärts zu gehen. Wir gingen nun wieder, diesmal in südlicher Richtung abwärts. Ich bemerkte Fußspuren im Schnee, die vermuten ließen, daß sich evtl. hier um einen begangenen Pfad handelt. Wir gingen jetzt diesen Fußspuren nach, sie führten weiter links als ich gegangen wäre, aber ihr Vorhandensein deutete daraufhin, das sich hier ein sicherer Weg befand. Der weg führte uns dann zu dieser Ecke bzw. Wegbiegung wo wir uns beim Aufstieg entschieden hatten zum Lago Sfundau abzusteigen. Ich war ziemlich erleichtert, daß wir an einer uns bekannte Stelle angelangt waren. Jetzt wußten wir wieder, wo wir uns befanden. Nun ging es den Höhenweg, also den markierten Wanderweg weiter abwärts. An der Wegkreuzung mußten wir uns diesmal nach rechts wenden und nun die 300 Meter absteigen. Zirka um 17:15 h kam ein Anruf. Der Mann von der Flugwacht war am Telefon. Gisela sagte, daß es uns gut geht und wir uns auf dem Rückweg befinden. Sie gab mir das Handy und auf einmal war kein Strom mehr da und das Gespräch war abgebrochen. Wir konnten auch das Gespräch nicht wieder herstellen, die Ladezustandsanzeige zeigte auf Null. Etwa 17:45 h probierten wir nochmals eine Verbindung herzustellen, diesmal gelang es. Ich sagte dem Mann, daß wir uns auf dem Rückweg auf dem markierten Wanderweg befinden. Jetzt teilte er uns mit, daß ein Suchtrupp unterwegs ist, um uns zu suchen. Ich bat ihn, alles abzubrechen, da es keinen Grund gab uns zu suchen. Wir brauchten keine Hilfe und es war nichts passiert. Er sagte, er könne das nicht mehr abbrechen. Jetzt lief also eine Rettungsaktion ohne daß wir um Rettung oder Hilfe gebeten hätten, ohne daß wir einen Notfall oder eine Verletzung gemeldet hätten. Offensichtlich war es eine Ermessensentscheidung der Flugleitzentrale gewesen, die Suche einzuleiten. Kurz vor Erreichen der Asphaltstraße, etwa 30 bis 40 Höhenmeter über der Straße, kamen uns zwei junge Männer entgegen, die, wie sich herausstellte Mitglieder des Suchtrupps waren, der uns suchen sollte. Wir sagten ihnen, daß wir keine Hilfe benötigten. Sie boten uns noch an, bis zum Hotel den Rucksack zu tragen. Das lehnten wir ab. Dann wäre vielleicht noch abgeleitet worden, daß wir nicht mehr in der Lage gewesen wären, den Rucksack zu tragen. Wir sind dann die 30 bis 40 m abgestiegen und auf der Asphaltstraße zum Hotel gegangen. Hier haben wir uns ein Zimmer gemietet, uns gewaschen und umgezogen und saßen um 20:00 h zum Abendbrot im Restaurant. Ein paar Tische weiter saßen 5 Personen und beobachteten uns. Ein Mann kam auf uns zu und stellte sich als Leiter des Suchtrupps vor und wollte mit uns sprechen. Er teilte uns mit, daß eine prophylaktische Suchaktion mit 4 Personen eingeleitet wurde und daß es eine Nummer für diese Suchaktion gibt. Wir haben ihm den gesamten Sachverhalt mitgeteilt, daß wir um keine Hilfe gebeten und diese Leistung nicht bestellt haben. Er sagte, wenn wir Mitglieder des Alpenvereins wären, brauchten wir uns keine Sorgen zu machen, mit dem deutschen Alpenverein hätte man eine gute Zusammenarbeit. Er sagte, es würden etwa 100 Franken für die Suchaktion zu bezahlen sein. Wie wir heute der Rechnung entnehmen, sind es pro Person ca. 1300 Franken. Er sagte auch, vielleicht gibt es bei uns doch eine Verletzung, die wir uns dann vom Arzt bescheinigen lassen könnten, dann würde das mit der Versicherung besser klappen. Er hatte sich unsere Adressen vom Hotelier besorgt, der hatte ihm eine Ablichtung unserer Anmeldeformulare gegeben. Wir schrieben uns noch seinen Namen und seine Telefonnummer auf. Irgendein Formular, eine Einsatzbestätigung oder dergleichen wurde uns nicht zur Unterschrift vorgelegt, hätten wir auch nicht unterschrieben. Wir konnten jetzt nichts anderes tun, als die Dinge zur Kenntnis zu nehmen, die da hinter unserem Rücken entschieden wurden. Die Sache war vollzogen. Wir hatten diese Entscheidung nicht getroffen. Aus rechtlicher Sicht muß man feststellen, daß eine Leistung erbracht wurde, die nicht bestellt wurde. Und eine nicht von uns bestellte Leistung würde von uns auch nicht bezahlt werden. Wir wollten das alles dem Alpenverein mitteilen, vorher telefonisch und später schriftlich. Der Einsatzleiter kam dann nochmal an unseren Tisch, sagte er hätte kein Geld mit, ob wir die Getränke, die an seinem Tisch getrunken wurden mitbezahlen könnten. Wir nickten, es waren dann doch ca. 30 Franken, die wir mehr bezahlten. Wir aßen dann in Ruhe unser Abendbrot, nach dem Frühstück hatten wir den ganzen Tag über nichts gegessen. Nach diesem etwas turbulenten Tag sind wir müde in die Betten gefallen.

Übernachtung:
Albergo Robiei
Tel.: 0041 (0)91 7565020
email: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Zweibettzimmer mit Frühstück: 158 Franken f. zwei Pers.


Samstag, der 7. Juli 2001
7:30 h Frühstück im Hotelrestaurant in Robiei.
8:30 h mit dem ersten Lift in das Tal gefahren. Von der Talstation aus ging es drei Schritte rüber in den Autobus, der uns von San Carlo Stazione nach Bignasco brachte. In Bignasco brauchten wir nur über die Straße zu gehen, dort fuhr der Bus nach Locarno ab. In Locarno befindet sich die Bushaltestelle in unmittelbarer Nähe des Bahnhofs, bereits eine viertel Stunde später saßen wir im Zug, der uns über Bellinzona nach Airolo brachte. Hier trafen wir bereits um 12:00 h ein. Eine so ausgezeichnete Verbindung hatten wir nicht erwartet. Im zeilichen Ablauf unserer Reise lagen wir wieder im Plan. Wenn die Überquerung des Passo Cristallino gestern geklappt hätte, wären wir ebenfalls heute im Laufe des Tages von der Capanna Cristallina hier in Airolo gelandet. Es regnete fortlaufend, von den beiderseits des Tales befindlichen Bergen sahen wir fast nichts. Wir hatten unsere Rucksäcke auf dem Bahnhof deponiert und gingen eine kleine Runde durch die Stadt. Wir aßen zu Mittag, tranken dann noch eine Tasse Kaffee. Nun waren wir bereits um 12:00 h hier angekommen und ich überlegte, ob wir nicht den Nachmittag nutzen sollten, um auf unserer Route eine kleine Teilstrecke zurückzulegen. Wir könnten im Tal bis nach Piotta mit dem Bus fahren und dann mit der Standseilbahn nach Piora hochfahren. Von dort aus, in 1850 m Höhe, könnten wir dann morgen unsere Wanderung starten. Wir kauften uns dann Fahrkarten bis nach Piora, gleich für Bus und Seilbahn zusammen. Bei strömendem Regen stiegen wir in den Bus, der in Richtung Bellinzona fährt. In Piotta stiegen wir aus, hier befand sich die untere Seilbahnstation, die nach Piora hinauffährt. Wir mußten uns bis zur Standseilbahn durchfragen. Sie war nicht weit entfernt, höchstens 10 Minuten Fußweg, aber wir hatten wegen der Wolken keine Sicht und Hinweisschilder hatten wir auch nicht gesehen. Die untere Seilbahnstation heißt Zentrale Ritom. Nachdem wir um 15:30 h eingestiegen waren, setzte sich die Schrägaufzugbahn, es soll die steilste in Europa sein, auch schon in Bewegung. Nach 15 Minuten waren wir oben angelangt und wanderten auf einer Asphaltstraße in Richtung Lago Ritom, so heißt der Stausee, der sich hier in 1850 m Höhe befindet. Die Herberge befindet sich unmittelbar neben der Staumauer. Wir konnten in doppelter Hinsicht sehr zufrieden sein, einerseits lugte ab und zu die Sonne hinter den Wolken hervor und andererseits wurde die morgige Etappe mit jedem Schritt etwas kürzer. Hinter der Staumauer führt ein Weg zur Herberge. Wir erhielten ein winziges Zimmer in einer langgezogenen Baracke. 45.- Franken für diese Übernachtung, ein Wahnsinnspreis. Nachdem wir uns frisch gemacht hatten bummelten wir mal kurz über die Staumauer, die wir auch morgen zu überqueren hatten, fotografierten hier und dort. Dann aßen wir Abendbrot und vereinbarten das Frühstück für den nächsten Morgen für 7:00 h.

Übernachtung:
Albergo Lago Rittom
CH − 6779 Piora
Tel.: 0041 (0)91 8681324
Zweibettzimmer mit Frühstück: 90 Franken f. zwei Pers.
(Toilette auf d. Flur)


Sonntag, der 8. Juli 2001
7:00 h Frühstück
8:30 h Abmarsch in Richtung Acquacalda. Zuerst führt der Weg über die Staumauer, dann am See Lago Ritom am nördlichen Ufer entlang. In der Capana Cadagno Kaffee getrunken. Um 9:00 h weiter in Richtung Passo del Sole. Schneefeld überquert. Ankunft auf dem Passo del Sole (2505m) um 11:15 h. Rast gemacht, guter Ausblick in östlicher und westlicher Richtung. Kleine Siedlung Stabbio Nuovo duchquert, weiter bis zur Landstraße, dann rechts parallel zur Straße bis Acquacalda. Dieses Tal Valle Santa Maria, das von dem kleinen Flüsschen Brenna durchflossen wird, ist landschaftlich besonders reizvoll. Auf den Wiesen, unterbrochen von Büschen und Bäumen, hatten Besucher ihre Decken ausgebreitet und machten Picknick. Das Tal erfreut sich einer wohltuenden Ruhe und Abgeschiedenheit.
13:30 h Ankunft in Acquacalda, in einem Hotel Mittag gegessen. Wir hätten hier übernachten können, aber der erste Bus, den wir zum 12 km entfernten Campo (Blenio) nehmen wollten, fuhr morgen erst um 11:00 h ab und das war für uns zu spät. Wir nahmen also gleich den nächsten Bus und fuhren nach Olivone, warteten hier ca. einundeinehalbe Stunde und fuhren mit dem Anschlussbus nach Campo (Blenio), das in einer Höhe 1193 m liegt. Gleich am Ortseingang ausgestiegen und im Hotel Genziana Quartier bezogen. Für den nächsten Morgen hatten wir vereinbart, dass uns ein Taxi bis zur Staumauer des Lago di Luzzone hochfährt.

Übernachtung:
Trattoria Genziana
CH − 6720 Campo Blenio
Tel.:0041 (0)91 8721193
Zweibettzimmer mit Frühstück: 110 Franken f. zwei Pers.


Montag, der 9. Juli 2001
7:00 h gutes und reichliches Frühstück.
7:30 h Abfahrt mit dem Taxi, das pünktlich erschienen war. 15 Minuten später standen wir oben an der linken Seite der Staumauer in einer Höhe von 1590 m. Wir hatten 400 m Aufstieg eingespart. 8:45 h Start. Erst führte der Weg nach rechts über den Kamm der Staumauer und dann durch einen vielleicht 1 km langen kühlen Tunnel. Entlang an der südöstlichen Seite des Stausees geht es dann weiter in nördlicher Richtung.
12:15 h Capana Matterascio/ Michela (2172 m). Gemüsesuppe gegessen. Gisela hat zum Mittag Brot mit Butter und Käse und einen herrlichen Kuchen gegessen, ich habe eine herzhafte Gemüsesuppe gewählt. Die 1967 erbaute Hütte ist wirklich empfehlens-wert. Um 13:00 h ging es weiter, vorbei am Crap la Crusch in die Greina-Ebene (Plaun la Greina), dem Quellgebiet des Rheines. An einem riesigen Stein mit einem Kreuz darauf wird an das Jahr 1870 erinnert.
16:00 h Ankunft in der Terrihütte (Camona da Terri) (2170 m). Die Hütte wurde auf einem Hügel errichtet, so dass nach allen Seiten gute Aussicht besteht. Die Hütte macht einen sehr gepflegten Eindruck, allerdings keine Duschmöglichkeit und nur kaltes Wasser. In 4 Kammern sind Lager eingerichtet, d.h. Liegemöglichkeiten auf Matratzen. In unserer Kammer schliefen nur 6 Personen, etwa 24 Personen hätten hier übernachten können. Gemütliche Gaststube. Auf einer Bank an der Hüttenwand in der Nachmittagssonne gesessen, die Beine langgestreckt und in aller Zufriedenheit ein Bier getrunken. Zum Abendbrot gab es Salat und Spaghetti mit Bolognese.

Übernachtung:
Terrihütte (Camona da Terri)
CH − 7130 Illanz
Tel.: 0041 (0)81 9431205
Lager mit Frühstück, Getränke und Abendbrot:128 Franken f. zwei Pers.


Dienstag, der 10. Juli 2001
Der Wanderweg zum Paß Diesrut führte, so konnten wir es von der Hütte aus beobachten, über ein Schneefeld, zuerst steil ansteigend, dann steil abschüssig. Dieser Abschnitt war gefährlich. Mit einem jungen Pärchen, das auch nach Vals wollte, vereinbarten wir, dieses kleine Massiv Muot la Greina zu umgehen. Wir gingen also ca. einen Kilometer zurück in südlicher Richtung und überquerten dann den Fluß Rein da Sumvitg. Da keine Brücke vorhanden war, mussten wir wohl oder übel die Schuhe ausziehen, die Hosen hochkrempeln und barfuß im eiskalten Wasser den ca. 25 m breiten Fluß durchqueren. Ohne die Wanderstöcke hätte ich wahrscheinlich bei dem glitschigen Untergrund ein kühles Bad genommen. Auf der anderen Flussseite den Wanderweg in nördlicher Richtung zum Paß Diesrut (2428 m) aufgestiegen. Abstieg auf langen Schneefeldern. Etwa einen Kilometer vor dem Ort Puzzatsch direkt neben dem Wanderweg eine Milchbar der besonderen Art vorgefunden. Das ist ein kleines Holzgestell, an dem 5 Tassen hängen und eine Tafel, auf der steht das Angebot und die Preise: Milch, Joghurt, Honig. In eine kleine Schraubflasche steckt man das Geld für die entnommenen Köstlichkeiten. Mit dem Reinigungsgerät soll der Gast im kleinen Bach die Tassen wieder säubern. Der Joghurt schmeckte köstlich. Eine originelle Idee, ich hatte schon bei Bernhard Irlinger davon gelesen. In dem Ort Vrin winkten uns 4 Arme aus einem Fenster zu. Sie gehörten unserer Reisebekanntschaft, die hier in der Gaststätte Zur Post saßen. In der gemütlichen Gaststube Geißkäse mit Brot gegessen und dazu Apfelwein getrunken. Kirche mit Totenschädeln fotografiert. Von Vrin aus führt der Wanderweg über die Forcla da Patnaul (2773 m) nach Vals. Bereits in Berlin bei der Reiseplanung war erkennbar, dass wir hierfür einen gesonderten Tag benötigt hätten. Wegen unserer Zeitbegrenzung auf 2 Wochen hatten von vornherein den Bus von Vrin nach Vals eingeplant. Um 15:30 h fuhren wir mit dem Bus nach Ilanz, stiegen um und reisten im klimatisierten Bus be-quem weiter bis Vals (1252 m). In dem Ort Uors ? Camuns stiegen plötzlich unsere jungen Freunde in den Bus, sie hatten einen 9 km-Eilmarsch von Vrin nach Uors zurückgelegt und waren noch ganz außer Puste. In Vals im Hotel Valser Hof ein Zweibettzimmer gebucht. Im Gasthaus Edelweiß Abendbrot gegessen und eine Flasche Rotwein getrunken. Durch den Ort fließt ein Fluß, es ist der Valser Rhein.

Übernachtung:
Hotel Valserhof
CH − 7132 Bad Vals
Tel.: 0041 (0)81 9351312
Zweibettzimmer mit Frühstück: 154 Franken f. zwei Pers.


Mittwoch, der 11. Juli 2001
8:00 h Frühstück, gemeinsam mit unserer Reisebekanntschaft. Wir verabschiedeten uns, denn sie gingen jetzt über den Valserpaß zum Hinterrhein. Wir wollten hier in Vals einen Ruhetag einlegen, vielleicht kommen wir nie wieder hierher. Noch am Abend vorher hatte unser Wirt zwei Karten für das hiesige Thermalbad per Internet reserviert. Bummel durch den Ort. Um 11:00 h standen wir am Eingang der Therme. Hotel und Therme bilden ein Ensemle, das am westl. Hang des Valsertales majestätisch über dem Ort thront. Der Architekt Peter Zumthor hat hier eine herrliche Anlage geschaffen. Schlicht und schnörkellos, mit viel Licht, Luft und Sonne. Peter Zumthor gestaltet auch die Gedenkstätte des Terrors in Berlin. Wir legten bei der Rezeption der Therme die Bescheinigung vor, die wir vom Wirt erhalten hatten. Die Eintrittsgebühren (19 Franken pro Person) werden mit der Übernachtung im Hotel verrechnet. Mehrere Bassins in unterschiedlicher Größe mit unterschiedlichen Wassertemperaturen sowohl im Haus, als auch im Außenbereich. Wasser mit duftenden Blütenblättern und ein Ruheraum mit Klängen von tönenden Steinen, der Eindruck bleibt unvergessen. Nachmittags setzte leichter Regen ein. Wir blieben im Hotel. Für morgen früh ein Taxi bestellt, weil die Etappe sonst zu hart wäre. Wir wollten bis zum Flecken Hofli (1667 m) fahren und dadurch rund 400 Höhenmeter einsparen.

Übernachtung:
wie gestern


Donnerstag, der 12. Juli 2001
7:30 h Frühstück
8:15 h Abfahrt mit dem Taxi. Fahrt bis zu einer Stelle zwischen Tschifera und Balmentachli, etwa in einer Höhe von 1640 m. Wir hatten also knapp 400 Höhenmeter eingespart. Für die 3 km mussten wir 40 Franken bezahlen, vielleicht hätten wir doch zu Fuß gehen sollen. Auf einem leicht ansteigenden Weg ging es erstmal zur Walletsch-Alpe. Kurz hinter der Alpe Zum Hirt begann schon ein Schneefeld, das den gesamten Valserberg bedeckte. Ab und zu konnten wir Geröllfelder nutzen, um mit festen Tritt unter den Füßen besser aufsteigen zu können. Orientierung erfolgte mehr nach Karte und Kompaß, weil die Markierungen vom Schnee bedeckt waren.
12:30 h Valserberg (2504 m). Hier auf dem Kamm sind alte Steinhäuser, vielleicht Res-te aus vergangenen Kriegszeiten. Abwärts auf grünen Hängen mit guter Sicht auf den Paß San Bernardino. An der Alpe Piänetsch den rechten Weg zum Ort Hinterrhein ge-wählt. Um 15:31 h wollten wir den Autobus nach Splügen erreichen. An einem Bach, inmitten der saftigen Wiese, Rast gemacht. Brot und den würzigen Ziegenkäse geges-sen, den wir in Vrin von der alten Wirtin gekauft hatten. Der Geruch von Ziegenkäse ist ziemlich streng und ich war froh, nachdem ich meine Hände im Bach gewaschen hatte, dass dieser Geruch endlich aus Welt war. Im Ort Hinterrhein angekommen und die Bushaltestelle ermittelt. Die alte Bogenbrücke fotografiert, die den Fluß Hinterrhein überbrückt. In einem daneben befindlichen Gemischtwarenladen noch schnell eine Tas-se Kaffee getrunken und dann mit dem Bus nach Splügen gefahren. Im Hotel Suretta ein Doppelbettzimmer gebucht.

Übernachtung:
Hotel Suretta
CH − 7435 Splügen
Tel.: 0041 (0)81 6509550
www.suretta.ch
Zweibettzimmer mit Frühstück: 140 Franken f. zwei Pers.


Freitag, der 13. Juli 2001
Spät gefrühstückt. Heute ist für uns Ruhetag.
11:44 h Abfahrt mit dem Bus nach Zillis. Die St. Martinkirche mit ihrer Holzdecke aus dem 13. Jh. bewundert. 153 Holztafeln in 8 m Höhe, die mit Bildern und Symbolen aus der biblischen Geschichte bemalt sind. Kurzer Durchgang durch das Heimatmuseum. 13:30 h Rückfahrt nach Splügen. Rundgang durch den Ort, interessante Motive zum Fotografieren gefunden. Etwas Verpflegung für die Rückreise eingekauft. Im Hotel Bodenhaus zu Abendbrot gegessen. Hier sollen schon Nietzsche, Hans Christian Ander-sen, Röntgen und Napoleon III. abgestiegen sein. Zum erfolgreichen Abschluß unserer zweiten Tour auf dem Großen Walserweg eine Flasche einheimischen Blauburgunder getrunken.

Übernachtung:
wie gestern


Samstag, der 14.Juli 2001
Rückfahrt nach Berlin.
Bus von Splügen über den San Bernardino-Paß nach Bellinzona. Von hier mit dem Zug über Locarno und Domodossola nach Brig.
Um 18:00 h Abfahrt nach Basel und um 21:25 h ab Basel mit dem City Night Line 478 nach Berlin Zoo. Am Sonntag, dem 15.7.2001 um 7:06 h kamen wir wohlbehalten in Berlin Wannsee an.

Insgesamt:
Im vergangenen Jahr sind wir auf dem Großen Walserweg von Zermatt nach Rosswald (Abschnitt 2000) gegangen. Mit der diesjährigen Wanderung von Rosswald nach Splü-gen (Abschnitt 2001) haben wir ein weiteres Stück des Großen Walserweges hinzugefügt.